Samstag, November 25, 2006

Das (Morgen-) Grauen

Mord und Totschlag. Bilder des Grauens. Verzweifelter Lebenskampf, ohne Aussicht auf Erfolg. Millionenfacher Massenmord. Auf dem Weg zu Schlachtbank, tote Augen, verstümmelte Körper, ein klangloses Klagen, ein nicht zu vernehmender Hilferuf. Tokio, aus dem Reich der Träume aufgewacht...


In aller Herrgottsfrühe aufgewacht. Verdammt dachte ich. Wieso das bloss. Ist doch Wochenende. Ich hab sie doch nicht mehr alle mir freiwillig das verdiente Ausschlafen am Wochenende zu nehmen. Warum bloss. Nein mit Alpträumen hat das nun wirklich nichts zu tun. Die oben beschriebene Szenerie war der Grund, die Bilder das Ziel meines vorzeitigen Erwachens. Fünf in der frühe. Der frühe Vogel fängt den Wurm. AAL...den gabs auch. Tonnenweise. Tsukiji, Tokios größter Fischmarkt lud ein Zeuge zu werden, Zeuge vom grössten Schlachten der Stadt. Und was wurde da geschlachtet. Die Messer wurden gewetzt, die Hacken in die noch zappelnden Körper gehauen. Mein Gott was war das ein treiben.










Der Fischmarkt nach der Auktion. Die Händler versorgen sich hier Tag für Tag mit frischem Meeresgetier, und bieten ihre Ware feil. Ein reges Treiben, in engen Gassen suchen sich die Köche und Verkäufer der Stadt aus was sie dem Japaner dann in welcher Form auch immer auf den Teller kommen lassen. Die Formen, Farben und Bilder die man bei einem Besuch des Marktes zu Gesicht bekommt sind verantwortlich für die morbide Berichterstattung des heutigen Morgens. Ich bin wie im Rausch durch die Gänge der Halle gelaufen, hab ein Foto nach dem anderen geschossen, Nahaufnahmen von verschiedensten Fischen, von Muscheln, Oktopusse und was sonst noch so rumschwimmt... Bin Zeuge geworden, wie zentnerschwere Thunfische von einer Stichsäge zersägt wurden. Wie Messer halb so lang wie ein Mensch, Fische zerlegen, entgräten. Die Schuppen flogen nur so umher. Und wie das ganze in einem Tempo vonstatten geht. Wenn man nicht aufpasst wird man überfahren von knatternden, nach Diesel stinkenden Vehikeln die zwischen den Gängen umhersausen und kistenweise Fisch verladen. Eine rege Geschäftigkeit. Der Mensch am Ende der Nahrungskette. Und das alles findet morgen für morgen statt. Definitiv einer der interessantesten Unternehmungen hier in Tokio, und ich hab zu keiner Minute bereut das ich mich in dieser Frühe auf die Socken gemacht habe. Natürlich war ja auch die Aussicht verlockend, im Anschluss ein Sushifrühstück einzunehmen. Frischer und besser kann man es nicht bekommen. Ich denke man kann mir die Freude ansehen...in meinen lebenden Augen.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der frühe Vogel fängt den Wurm....und die zweite Maus bekommt den Käse, wie bei allen Dingen hat die Medaille auch hier zwei Seiten, und bei der Sicht auf der einen ist die andere versteckt, in deinem Fall ein Glückstreffer. Wie du bei deinen lebhaften Beschreibungen über das Schlachten dann am Ende ein Fisch verspeist, lässt mich dan nur (aus meiner Sicht der Medaille) einen "Guten Appetit" wünschen :-)

Anonym hat gesagt…

zwei meter zwei mack sach ich da nur.
hey dudson, erwisch dich leider nie beim skypen. bevor du dich auf amtswegen nach thailand absetzt müssen wir aber unbedingt noch ma schnacken.

viele grüsse von mir und paulina

satschmo

Ela in Köln hat gesagt…

Oh Jonas, ich beneide dich. So viel Fisch, das ist ein Paradies für mich. Allerdings die Bilder lassen einem wirklich im ersten Moment einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Doch ich muss sagen du siehst richtig glücklich aus. Und das freut mich zu sehn, dass es dir sichtlich gut geht. Ich hoffe dass auch dein Schreibwarn in Tailand nicht nachlässt. Wie gerne würde ich dich da besuchen. Also ich werde versuchen dir in den nächsten Tage mal eine Email zu schreiben, hier ist ja doch einiges passiert.
Lieben Gruß und bitte fleißig weiter schreiben.
Bemoli ich glaube ihr habt eurem Sohn einfach ein schönes Talend mit auf den Weg gegeben. Den anderen beiden natürlich auch

Lieben Gruß
Ela

Anonym hat gesagt…

Good day sir!

Freue mich riesig, dass du laenger bleibst...die richtige Entscheidung! aber das mit Thailand ist mir nicht so spannend...lieber die schottische Kaelte geniessen als mich mit zig halb nackten Frauen auf den Straenden Thailands entspannen;-)

Mach's gut

Tommy

Sascha und Paulina und Simon...viele Gruesse an euch alle!

Anonym hat gesagt…

guten appetit, lieber jonas! denk dran: ob meeresgetier oder was anderes-man kann alles frittieren! ich mach mir ernsthaft sorgen über deine fettversorgung!
@tommy: ich wäre auch lieber im nasskalten schottland als im traumhaft schönen thailand! tsv schott ist auf aufstiegskurs (2.)! grüße

Anonym hat gesagt…

man kann den fisch ja fast bis kolumbien riechen. hatnaher bericht, echt spitze!
verbringe meinme mittagspause damit, deinen blog zu lesen - dafuer lohnt es sich, den eigenen hinten anzustellen.

bis bald, mali