Dienstag, April 28, 2009

お誕生日!

Danke für die lieben Glückwünsche! Wie ihr seht, gab es sogar Kuchen. Selbstverständlich ohne Fisch, Natto, Miso-Suppe oder sonstige Japanitäten.

Sonntag, April 26, 2009

Thank god, it's friday!

Machen wir mal chronologisch weiter. Nicht nur der Vollständigkeit halber. Freitags ging's dann zu einer Veranstaltung meiner Mentorin und Betreuerin, Professorin Ogasawara, zum Thema 'Women and work in Japan'. Dabei geht es um die Situation und Möglichkeiten von Frauen auf dem japanischen Arbeitsmarkt. Diese beschränken sich vor allem darauf als 'Office Lady' mit kopieren und Tee kochen betraut zu werden. Der Gipfel der Karriere ist es dann, als persönliche Sekretärin den Männern in Spitzenpositionen in Wirtschaft und Verwaltung zu dienen, um irgendwann vielleicht auch Kaffee kochen zu dürfen. Sehr einseitig also. Frau Ogasawara wählte eine anderen Weg. Gepriesen mit zweisprachiger Erziehung (Englisch und Japanisch) konnte sie in einer Internationalen Beratungsfirma anheuern, um sich dann als Fernstudentin für Soziologie an der Universität Chicago einzuschreiben (ohne wirklich zu wissen was Soziologie ist – kommt mir bekannt vor...) Ihre Dissertation schrieb sie an verschiedenen Orten in den USA, den Niederlanden und England fertig, da sie als Frau eines Außenmitarbeiters oft umziehen musste. Schließlich lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern permanent in Tokio und hat seit ein paar Jahren eine Stelle als Professorin am College of Economics der Nihon-Universität. Die Frau hat also eine beeindruckende Vita, die völlig von der normalen Karriere abweicht die Frauen in Japan anstreben können. Wer würde sich da besser eignen um in einem Seminar diese Situation von soziologischer Perspektive zu beleuchten und zu diskutieren. Und wer könnte mich besser bei meiner sicher ganz hervorragenden Arbeit betreuen. Es kann gearbeitet werden.
Da aber erstmal das Wochenende anstand verschob ich die Erarbeitung eines Exposés für meine Professorin auf später und begab mich nach Shinjuku um mich mit Natsuko einer guten Freunding um einige Sachen zu kümmern. Da stand vor allem der Erwerb eines Handys auf dem Programm, was sich als sehr schwierig erwies. Offenbar werden Prepaid-Handys nicht mehr wie herkömmlich angeboten. Weder in Shinjuku, noch in Shibuya oder Harajuku war ein solches Ding aufzutreiben. Die Nachricht des höflichen Bedauerns der adretten Verkäuferinnen war ebenso definitiv wie die eines barschen „Hammer hier net“ eines Mediamarkt Mitarbeiters irgendwo in Mainz-Hechtsheim. Zum kotzen! Ein Leben ohne Handy. Fühlte mich an Filme und Bücher aus der Pre-Handy Zeit erinnert, wo die Leute bei einem Telefonat immer verabreden mussten wie und wo sie später erneut telefonieren oder erreichbar sein würden. Eine organisatorische Aufgabe die man selbst wohl hinbekommt. Mitmenschen die über ein Handy verfügen, machen das allerdings nur ungern mit. Sie selbst sind ja schließlich flexibel und immer erreichbar und wollen dies auch sein. So verlieren Verabredungen ihre sichere Gültigkeit und festgelegte Termine werden bis zum letzten Telefonat verschoben. Also her mit dem Teil, ohne geht schließlich nicht!
Der Freitagabend sollte dann in einer kleinen Bar in Shibuya ausklingen. In der のんべいよこちょう(nonbei yokochou) direkt neben den Bahngleisen, reihen sich etwa 7m² große und nur wenige, vielleicht 8-10 Gäste fassende, schmale Bars aneinander. Der Name ist etwa als kleine Kneipenstrasse zu verstehen. Die Läden dort sind so ganz anders als die Hochhäuser in den Vergnügungsvierteln, die sonst das Ziel geselliger Runden sind. Meist geht man dann in ein Izakaya, isst und trinkt nicht schlecht, aber alles hat den Schein von Systemgastronomie. Ob man in Shibuya oder Shinjuku, Hokkaido oder Honshû dorthin geht, macht keinen wirklichen unterschied. Nicht so die kleinen Kneipen und Yakitori-Grills, die sich meist in Bahnhofsnähe befinden und wenig komfortabel sind (externe Toiletten) aber einen eigenen Charme haben und meist vom Inhaber betrieben werden. Natsuko kannte einen dieser Läden und wir verbrachten einige Stunden dort, wobei ich als westlicher Gast doch eher eine Ausnahme war. Entsprechend wurde ich von den Gästen zunächst einmal kritisch begutachtet und ausgefragt. Als sie sich an mich gewöhnt hatten, wendeten sie sich ihren eigenen Themen zu, wobei es dann doch auch sehr persönlich und vertraut zuging. Natsuko meinte das wäre normal für solche Läden. In deutschen Kneipen habe ich es noch allerdings noch nicht erlebt, dass z.B. eine 30jährige Frau sich mit den Gästen darüber unterhält warum seit ihrem letzten Partner schon mehr als drei Jahre vergangen sind oder warum die sexuelle Aktivität der Japaner im allgemeinen weniger wird. Die räumlich Enge dieser kleinen Kneipe schien eine so vertraute Atmosphäre zu schaffen, dass jeder bereitwillig und ohne die sonst so charakteristische Zurückhaltung und Scham an den Gesprächen teilnahm. Ergebnis der Diskussionen war ein reger Austausch von Visitenkarten und Telefonnummern. Die Einsamkeit der 30jährigen Frau nahm der Wirt zur Chefsache und versprach sie mit einigen Bekannten bekannt zu machen, die interessanter sein sollten als ihre bisherigen Dates (Typ Anzug tragender Salaryman). So konnte ich einen Abend lang an dieser interessanten Runde teilnehmen, meine des Japanischen noch allzu ungeschulten Ohren spitzen und zuhören was die Leute so zu erzählen hatten. Unbezahlbare Erfahrungen!
Am Ende dieses langen Tages fiel ich halbtot ins Bett. Der Rest des Wochenendes konnte ruhiger werden...

Einige Fotos aus der のんべいよこちょう. Charakteristisch sind die rot leuchtenden Lampen, sowie die Trauerweiden jenseits der Gleise. Nachts, wenn die Züge Ruhe geben, wird’s hier interessant.





Mittwoch, April 22, 2009

ヒサシビリ ねー!

Hallo alle miteinander. Hier also wieder neues von Jo aus Japan. Nach einer Reihe unbedeutender und wenig interessanter Posts gibt es an dieser Stelle also wieder Geschichten und Anekdoten zu meinem Leben in Japan, genauer gesagt im beschaulichen Setagaya-ku, in Sichtweite der großen Stadt.

Dieser erste Bericht soll zunächst einmal ein Lebenszeichen von mir an meine lieben Daheimgebliebenen sein. Die freuen sich sicher über ein paar Infos von mir. Jedoch kann und darf man an dieser Stelle auch weiterhin gründlich recherchierte und fundierte Reportagen, sowie geistreiche Darstellungen und Einsichten in das japanische Alltagsleben erwarten. Selbstverständlich unterstützt durch mitreissende Fotos.

Nach knapp einer Woche im fernen Japan habe ich mich wieder gut eingelebt. War eigentlich auch gar kein Problem, da ich das Viertel, die Geschäfte, Bahnhof und Zugverbindungen etc ja schon von meinem ersten Aufenthalt kannte. Es war daher eher ein Gefühl an einen vertrauten Ort zurückzukehren, trotz aller Unterschiede zu meinem gewohnten Umfeld. Dass überall Japaner rumlaufen und ich allein durch mein Äußeres schon auffällig bin, daran musste ich mich tatsächlich erst wieder gewöhnen. Einkaufen und andere alltägliche Tätigkeiten die damals oft ein regelrechtes Abenteuer waren sind nichts Besonderes mehr. Pure Routine. Na ja, da es um meine Lesefähigkeiten des Japanischen leider nicht sonderlich gut bestellt ist, gestaltet sich der Einkauf von diesem oder jenem Lebensmittel oft als Experiment. Bisher mit gutem Ausgang (siehe unten) Ich geniesse es vielmehr die guten und exotischen Sachen einzukaufen die hier ausreichend vorhanden sind. Dabei handelt es sich zumeist um Essbares. Das mag ob meiner Vorliebe für Japanisches Essen bei einigen Lesern für Heiterkeit sorgen. Dahinter steckt jedoch auch, dass man sonstige Artikel des täglichen Bedarfs wie Zahnbürsten, Duschgel, Deodorant und Taschentücher hier dezent als qualitativ minderwertig bezeichnen darf. Ich zehre noch von mitgebrachten Rationen, bei Zuwendungen jeglicher Art wird also um entsprechende Paketinhalte gebeten.

Mein erstes Wochenende war neben dem Jetlag von zwei Abenden in Shibuya und Shinjuku mit alten Freunden und Bekannten geprägt. Es war sehr schön sie alle wieder zu sehen. Es ist gut zu wissen dass Jemand da ist mit dem man etwas unternehmen kann, denn verglichen zu meinem ersten Aufenthalt und den zahlreichen Internationalen Kommilitonen ist es diesmal etwas ruhiger um mich herum. Was nicht schlimm ist, denn ich habe ja schliesslich viel vor und als Diplomant für Parties mit debilen Bachelor-Absolventen aus aller Welt ohnehin gar keine Zeit...ähem...räusper.

Montags ging es dann zum Antrittsbesuch bei der International Division der Nihon-Universität. Dort durfte ich mit meinem breitesten Sonntagslächeln samt Verbeugung jedem der Mitarbeiter ein von Herzen kommendes 'yoroshiku onegaishimasu' erwidern. Mitarbeiter so absolut verlässlich inkompetent, dass sie es in einem Dreivierteljahr Zeit nicht schaffen konnten, meine Anmeldung und vor allem mein Visum zu organisieren. Hieran anschließend wurde mein Vertrag über Wohnung und Stipendium unterzeichnet und das weitere Vorgehen besprochen. Mein Japanisch funktionierte dazu schon wieder recht gut, was meine Gesprächspartner in helles Erstaunen versetzte. Die üblichen Komplimente eben. Darüber hinaus wurde ich an meine Pflichten erinnert, mich als westlicher Eindringling im Bezirksrathaus registrieren zu lassen. Das nennt sich hier 'Alien Registration'. Begriffliche Ähnlichkeiten mit gewissen extraterrestrischen Gefahren sind rein zufällig.

Dienstags wurde ich bei meiner Suche nach deutschen und internationalen Bibliotheken fündig. Am Computer gestaltete sich das einfacher als dann im wahren Leben. Die Logik japanischer Lokalitätsbezeichnungen ist und bleibt mir ein Rätsel und es ist eher meinem Durchhaltevermögen als etwa dem Koban-Polizisten verdankt, dass ich mich nicht umsonst auf den Weg gemacht hatte. Dieser eigentlich für solche Fälle vorgesehene Schutzmann hatte ausser Brummen, Grunzen und japanischem Kauderwelsch nicht viel Hilfe parat. Mehrmaliges tiefes Durchatmen und eine kurze Pause später wurde ich nach einem erneuten Studium des Stadtplans fündig. Das DIJ (Deutsches Institut für Japanstudien) hält eine Menge an deutscher japanbezogener Literatur bereit. Die ausnehmend freundliche und hilfsbereite Bibliothekarin stand für alle meine Fragen zur Verfügung. Die lange Suche hatte sich also gelohnt.

Am heutigen Mittwoch wurde ich dann zu meiner Professorin begleitet. In weiser Voraussicht erneut sechzehnfach recht freundlich lächelnd um höfliche Behandlung zu beten (yoroshiku) ging ich den ganzen Ablauf nochmal im Kopf durch. Unnötigerweise, denn Frau Ogasawara nahm mich glücklicherweise ohne meine omnipräsente Fürsprecherin von der Division persönlich in Empfang und es entwickelte sich ein Gespräch wie Studenten es für gewöhnlich mit Professoren führen, in englischer Sprache und ohne falsche Bescheidenheit und Rücksichtnahme. Hervorragend! So hatte ich mir die Dame auch vorgestellt, da sie im Ausland studiert hatte und dadurch die Vorgänge an nicht- japanischen Universitäten kennt. Ich denke das wird eine gute Zusammenarbeit. Ein paar organisatorische Angelegenheiten später (Studentenausweis, Bahnticket, Bibliotheksarbeitsplatz) fuhr ich auch schon wieder nach Hause, zufrieden und glücklich über die Möglichkeiten hier meine Diplomarbeit voran zu bringen.

Experiment geglückt! Ein hoch auf die Kochshow 'easy cooking' im japanischen Fernsehen. Ganz hervorragend! Wohlverdiente Mahlzeit am Ende eines schönen Tages!

In meinem Zimmer in bekannter Pose. Ganz so wie man mich als fleissigen Studenten kennt.