Mittwoch, Juni 24, 2009

Dienst ist Schnaps und Schnaps ist Dienst

Zuletzt war in meinem Blog ja eher wenig Neues zu lesen. Das liegt wohl daran, dass ich unter der beschriebenen Doppelbelastung wohl eher selten Zeit finde dieses Projekt voran zu treiben. Ironischerweise, das sei nachgetragen, habe ich auf die Frage, warum ich japanisch studiere, 臭味 (shuumi) geantwortet, was Hobby bedeutet. Wenn dass so ist, darf ich mich nicht beklagen dass ein Großteil meiner Freizeit dafür drauf geht. Welcher Amateurfussballer würde nicht gerne jeden morgen professionell trainieren...Zugegeben, der Vergleich hinkt. Und wenn ich gestresst von der Sprachschule nach hause komme und mich dann nach den wirklichen Gründen der Sprachlernerei und auch meines Aufenthaltes frage, dann bringt mich das nicht weiter...so bleibt es dabei. Mein ist Hobby Japanisch und ich nehme es sehr ernst...
Um die Kombination von Arbeit und Vergnügen, Dienst und Schnaps, business and pleasure geht es auch in diesem Beitrag. Vergnügen selbstverständlich jenseits von paradoxen Kanji-Bedeutungen und grammatikalischen Untiefen. Die Rede ist vom Blog und dem Thema meiner Diplomarbeit. Vor einiger Zeit habe ich mich mit einer persönlichen Ansicht zum Thema meiner Diplomarbeit an gute Freunde gewendet. Diese Mitteilung war unter zwei Eindrücken entstanden:
Da ist zum einen Trend jüngerer Menschen zu materialistischen Einstellungen, der unter Sozial- und Meinungsforschern breit diskutiert wird. In der Theorie wurde immer davon ausgegangen, dass in Gesellschaften mit hohem Wohlstand, Individuen zuerst nach der Entfaltung und Verwirklichung der eigenen Individualität streben und dass sich dieses Streben in verschiedenen Lebenslagen, vor allem auch in der Studien- und Berufswahl äußert. Nun also wieder eine Zuwendung zu traditionellen Werten wie Fleiß, Gehorsam und Unterordnung (sogenannte Pflicht- und Akzeptanzwerte) und ein Bedeutungszuwachs von materiellem Wohlstand und Sicherheitsbedürfnissen. Diese Tugenden, von den einen verteufelt und überwunden geglaubt, von den anderen beschworen und zu trauernd zu Grabe getragen, scheinen also eine Renaissance zu erleben. Dazu ist zu lesen, dass diese Entwicklung vor dem Hintergrund einer schlechteren wirtschaftlichen Situation, und einer damit einher gehenden Dauerarbeitslosigkeit zu interpretieren sei. Die Erklärungen gehen dahin, dass diese Rahmenbedingungen zu einer Unsicherheit und einem subjektiv wahrgenommenen Risiko führen, selbst von diesen Problemen betroffen zu sein. Kurzum, das Ergebnis sei die erneute Zunahme von materialistischen Werten. Weitere theoretische Überlegungen und empirische Befunde können an dieser Stelle ausgespart bleiben. Es steht hier ja schließlich das Vergnügen im Vordergrund, sowohl bei mir als auch bei den Lesern.
Des weiteren konnte ich derartige Befunde in einer Reihe von Beobachtungen im privaten Bereich wiederfinden um nicht zu sagen bestätigen. Konkret erinnerte ich mich an Äußerungen einiger Japanologen (so „darf“ ich sie sicher nicht nennen), die in einigen, auch zwanglosen Situationen nachdrücklich betonten, dass es eben kein rein kulturwissenschaftliches Studium sei, welchem sie nachgingen, sondern auch wirtschaftliche Themen und Inhalte im Lehrplan ständen und diese auch eifrig studiert würden. Das wiederholte Betonen dieser wirtschaflichen Ausrichtung und der persönliche Eindruck den diese Leute auf mich machten erinnerte mich wiederrum an die oben angesprochen Befunde. Ein Studium aus reinem Interesse, was diese Leute für Japan ja aufbringen, genügt den eigenen bzw. den wechselseitig erwarteten Ansprüchen wohl nicht. Offensichtlich zählt ein mit glühendem Interesse verfolgtes Studium nichts ohne die (womöglich auch nur halbherzig abgelegten) „nützlichen“ Fächer. Die wissenschaftliche Notwendigkeit der Abstraktion von eigenen Dispositionen misslang mir in diesem Zusammenhang völlig. Zum einen bin ich als (immernoch ;-)) Student von diesen und ähnlichen Themen selbst betroffen und habe dazu natürlich auch meine persönliche Meinung. Woran ich mich aber auch erinnert fühlte waren die oben angesprochenen Theorien und Befunde und darin besonders das alles überragende Stichwort „employability“. Das heißt soviel wie Beschäftigungs- oder Arbeitsmarktfähigkeit und beschreibt die berufliche Verwertbarkeit von Qualifikationen und Bildung.
Soweit der Kontext in dem die Antworten meiner werten Freunde zu verstehen sind, von welchen ich einige nun auszugsweise darstellen möchte:

Zum Thema der Profilierung und effektbeladenen Darstellung eigener Kompetenzen, die einführende Bemerkung eines Referendars für Sonderpädagogik: „nicht selten hat man den Eindruck, dies (Profilierung und Selbstdarstellung) ist der wirkliche Zweck ihres Tuns (das einiger Kollegen) und nicht der eigentliche Bildungsauftrag für die Schülerinnen und Schüler.“ Es gilt also zu trennen zwischen Sein und Schein, dem Können und nur so Tun.

Zur Frage der Bedeutung von beruflicher Selbstverwirklichung und Materialismus reflektiert ein diplomierter Volkswirt: „Manchmal denk ich über all diese Fragen nach und glaube, dass diese Fragerei (einen Job zu bekommen der mich ausfüllt) nur eine andere Form von Selbstfixierheit ist und nicht in der Werteordnung höher anzusiedeln ist als materialistische Einstellungen, die Bedeutung von Wohlstand und Sicherheit, Geld und Karriere.“
Interessanter Gedankengang, wenig überraschend dass er von einem Volkswirt kommt: Sind Werte der Selbstverwirklichung wirklich ein höher anzusiedeln als „Ego Cash und Karriere“. Sicherlich ist Selbstverwirklichung auch als Selbstfixiertheit zu verstehen. .
Fragen wir mal fachspezifisch. Was bedeuten entsprechende Werte für das Verhalten des Einzelnen und welches sind die sozialen und eben volkswirtschaftlichen Implikationen der beiden Verhaltensformen: Egozentrierte Muße, zeitliche Ineffizienz, Suche und (Re-)Orientierungen persönlicher Prioritäten einerseits mit der Aussicht auf persönliche Zufriedenheit und in der Folge auch auf höhere Produktivität. Andererseits fleißiges Streben nach materiellen Gütern, emsiges Mehren des persönlichen Nutzens, Bestätigung durch sozialen Status mit dem Gesamteffekt einer volkswirtschaftlichen Wertgenerierung.
"Aber andererseits provozieren glaube ich genau diese Überlegungen das Auftreten der Chancen, die wir dann verpflichtet sind zu nutzen."
Hier zeigt sich vor allem eine Verpflichtung vor sich selber, sich Chancen zu erarbeiten und diese zu nutzen. Je eher man die eigenen Prioritäten reflektiert, desto eher erkennt man seine Chancen und umso differenzierter kann man auf sie eingehen.

Eine Soziologie-Studentin meint: „Ist es heute überhaupt noch überzeugend, wirklich nach seinen Interessen studiert zu haben, und sogar anzustreben, einen Beruf zu finden, der einen interessiert und für den man jeden Morgen voller Überzeugung aus dem Bett aufsteht?“
Die Tatsache, dass Aspekte intrinsischer Motivation offenbar nicht gefragt sind, sozial kaum Wertschätzung erfahren und Beachtung finden wird als recht entmutigend wahrgenommen, kann enorm frustieren. Fragen nach Karriere- und Verdienstmöglichkeiten bleiben trotz aller Bedeutung persönlichen Interesses wichtige Fragen. Wenn man im Bewerbungsprozess gerade keine rein formale Qualifikation, keine hundertprozentige Deckung von Stellenbeschreibung und Qualifikation aufweisen kann, kommt man eben nicht weiter mit der Tatsache, dass man von seinem Studium inhaltlich und persönlich enorm profitiert hat.
„Ein Studium der Soziologie lässt sich nicht so einfach als Employability darstellen. Und ein Teil der Gründe der Studienwahl ist ja auch, dass man gerade das gar nicht will. Diese Entscheidung lässt uns jetzt gegenüber den BWLern und Konsorten etwas abgeschlagen wirken (aus ihrer Perspektive), ich bleibe aber bei meiner Überzeugung, dass es uns langfristig unsere Glaubwürdigkeit erhält. (...) Dann (auf einem fiktiven Klassentreffen in fünfzehn Jahren) – davon gehe ich fest aus – wissen wir, dass unsere Entscheidung die Richtige war. Wenn auch vielleicht nicht die Einfachste.“
Was bleibt ist der Trotz, die Genugtuung das gemacht zu haben was man wollte und mit Interesse studiert zu haben. Sich die spannenden Themen erschlossen zu haben, sich den wichtigen Fragen gestellt zu haben und das in einem Umfeld welches einem entspricht. Es ist nicht so dass das nur in einem fachlichen Bereich ginge, der leider nicht employable ist. Aber die Tatsache der Wahl und der weiteren Verfolgung (trotz bisweilen entmutigender Fragen nach dem Nutzen) dieser Inhalte hat viel mit Selbstverwirklichung zu tun. Vielleicht auch mit wissenschaftlicher Disziplin und forscherischem Enthusiasmus. Wenns dann auch mit der Kohle klappt, umso besser.

Eine Entwicklung vom theoretischen Reißbrett lässt sich anhand der Äußerungen eines Fernsehjournalisten nachzeichnen. Ganz richtig, (theoretisch mutmaßlich nicht uninformiert) wird da festgestellt, dass employability „ja tatsächlich so etwas wie der zentrale Begriff in unserem Milieu und unserem Alter ist. Ich erklär mir dass ein bisschen so: Weil in den 90ern (die uns ja wohl geprägt haben) a) im Prinzip genügend Jobs und Zukunft für alle vorhanden waren und b) Aussteigen viel akzeptierter als jetzt war, gucken jetzt alle ziemlich blöd auf die veränderten Verhältnisse - und zwar sowohl auf den Arbeitsmarkt als auch auf die tatsächlich zum Konservativen gewandelten Werte.“
Die Prägung (Sozialisation) spielt laut Theorie in der Ausbildung individueller Werte die tragende Rolle. Dieser Einflussfaktor wird also ganz richtig hervorgehoben. Allerdings scheint die Charakterisierung der Neunziger als „sorgenlose“ Zeit eher eine subjektive Wahrnehmung zu sein als denn eine wirtschaftliche Tatsache. Die Erwerbslosenquote lag in der zweiten Hälfte der Neunziger zum damaligen Zeitpunkt auf Rekordniveau. Was zählt ist die Wahrnehmung dieser Situation und in dieser (vielleicht romantisierenden Verklärung) finde ich mich ganz so wieder wie der Kollege sie darstellt. Weiters wird beschrieben:“ Denn einerseits sind wir ja nie wirklich linksalternative Ideologen (sondern irgendwo gesettelte Spießerkinder) gewesen, anderseits waren die "alternativen" Diskurse (Selbstverwirklichung / eben kein Spießer sein / die "coolen" Jungs im Dorf sein) trotzdem so selbstverständlich, dass wir sie ja nie in Frage gestellt haben. Das war auch gut so, hat schließlich Spaß gemacht und zu einer guten Jugend geführt. Wie wenig radikal wir eigentlich (gewesen) sind, zeigt sich spätestens jetzt, da das Lebensplanungs-Jobsuchen-vielleicht-doch-Familie?-Alter uns erwischt."
Hier spielen also Milieus und Lebensstile eine wichtige Rolle. Wenn einige Theoretiker behaupten, die materiellen Umstände prägten die Entwicklung individueller Wertprioritäten zuvorderst, dann werden zwei ganz wichtige Faktoren übersehen die hier angesprochen werden. Zum einen die Diskurse oder Ideologien die sich in spezifischen Milieus verbreiten und sich in Werten und Ansichten festigen. Zum anderen die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit solcher Werte, die vor allem im Zuge veränderter Lebensumstände und biografischer Phasen als Notwendigkeit erscheint. Es geht dabei nicht um den Umsturz kompletter Werte (das erlauben auch definitorische Kriterien von Wert nicht) sondern möglicherweise um das Abrücken von jugendlichem Idealismus und zukunftbezogenen Einstellungen.

An dieser Stelle freue ich mich über weitere Beiträge. Ich habe, neben der Freude über den persönlichen Kontakt, weiterhin viele gute und wichtige Ideen für die Diplomarbeit gefunden. An den raschen und zügigen Antworten habe ich auch gemerkt, dass ich mit diesen Fragen sicherlich auch einen Punkt angesprochen habe, der viele in meinem Alter angeht.

Sonntag, Juni 14, 2009

Deutsche Exotik

Fast jede Woche sind wir als Studenten aufgefordert, für den Unterricht eine kleine Rede (スプイーチ, sprich: „spiichi“) vorzubereiten. Dabei geht es darum, ein Thema was einen selbst interessiert auf japanisch vorzustellen. Ich bereite derzeit meine dritte Rede vor. Meine erste Rede ging um die rheinische Lebensart und den Karneval. Bei allen Speeches werden meistens visuelle Medien, sprich Bilder und dergleichen vorbereitet. Zumeist denk ich mir eine Pointe aus die dann den Höhepunkt der Reden liefern soll. Bei der Rede zum Karneval war neben diversen Fotos von Zügen und verkleideten Karnevalisten (besoffene Jugendliche hab ich ausgespart) am Ende ein Foto von mir als Supermario zu sehen, mit der Frage ob denn zu erkennen wäre wer das sei. Rede Nummer zwei ging über mein Hobby Fußball und auch um den zeitlichen Aufwand dieses Hobbys und die Bedeutung des Sports in Deutschland. Es ist schon erstaunlich, das für mich so selbstverständliche Themen wie Karneval und Amateurfußball für meine Zuhörer aus Korea und Thailand fremd und exotisch sind und sie in helles Staunen versetzen („heeeeh“). Es überrascht wenn man da vorne steht und ein Foto aus dem Regional-Sportteil der Mainzer-Rhein-Zeitung für Staunen sorgt. Sicher, das Foto ist an sich ist auch schon eindrucksvoll (haha). Aber auch die Tatsache dass es in Deutschland üblich ist dass sich junge Menschen derart auf ein Hobby konzentrieren und ein öffentliches Interesse daran vorhanden ist, erscheint meinen asiatischen Zuhörer doch sehr fremd zu sein. Nun steht die dritte Speech an und so langsam gehen mir die Themen aus. Eine weitere Herzensangelegenheit von mir rückt auf den Plan. Essen! Es geht um das deutsche Abendbrot. Zur visuellen Aufbereitung fand ich mich gestern also wieder, wie ich wild suchend in Google Suchbegriffe eingab. Mein Computer mimte den den virtuellen Kühlschrank, und Seiten wie lebensmittelfotos.de und ruterdinger-bauernbrot.de lieferten verlässlich wie ein deutscher Supermarkt die Bilder zu Suchbegriffen wie Vollkornbrot, Wurstaufschnitt, Gewürzgurke, Senfglas. Dann stellte ich die Bilder fix zu einer Folie zusammen die das deutsche Abendbrot fernab von massiven Holztischen und Brettchen aus massiver Eiche repräsentieren soll. Und wieder drängt sich eine Frage auf: Was kann daran auch nur ansatzweise exotisch erscheinen? Nun ich werde wahrscheinlich wieder mal überrascht werden, wenn ich morgen in staunende Gesichter blicke und für weitere Fragen zur Verfügung stehe.

Freitag, Juni 05, 2009

出る杭は打たれる

Der Nagel der heraussteht wird reingehämmert...Was dieses beliebte japanische Sprichwort lebensweltlich bedeutet, durfte ich letzte Woche hautnah erfahren. Vorweg möchte ich noch los werden, dass die kleinen Regeln des Alltags einen Aufenthalt in der Fremde meistens erst richtig spannend und exotisch machen. Oft merkt man erst daran, dass man weit, weit weg von zu Hause ist. Auch wenn dies in meinem Fall auch zutrifft, trägt die räumliche Distanz nicht soviel zu diesem Gefühl bei, wie die kulturellen Unterschiede die sich oft auch schon über wenige Kilometer ausbreiten.
Obwohl ich doch ganz umgänglich und nach eigenem Befinden, kulturübergreifend überaus anpassungsfähig bin, habe ich nun zum ersten Mal mit den japanischen Alltagsregeln ernste Probleme bekommen. Dies ist wohl nicht verwunderlich. Die Grenzen der eigenen Anpassungsfähigkeit werden in Japan, durch die Vielzahl der ungewöhnlichen Regeln des Zusammenlebens des öfteren ausgereizt. Oft fühlt man sich versucht, auf den eigenen, gewohnten Verhaltensweisen zu beharren. Doch gerade dieser Versuch birgt so manche Quelle des Frustes, da es oft als ungleicher Kampf beginnt und nur wenig erfolgreich sein wird. Ich will ja auch nicht, wie manch einer hier, ewig fluchen und lästern. Die Japaner sind blöd, machen Dieses schlecht und kapieren Jenes einfach nicht. Nein, ich habe meinen eigenen Weg gefunden, mit diesen Widrigkeiten umzugehen. Geduldig und zurückhaltend, aber bestimmt. Wenn ich was brauche, beharre ich auf meinen Rechten! Ich genieße schließlich auch die Vorzüge dieses Landes, auch wenn die manchmal in den Hintergrund rücken. Auf die Grenzen meiner Toleranz traf ich, wen wundert es, im Unterricht der Sprachschule der Nihon Universität. Der Tathergang:

Mittwoch, zwischen 9:00 und 10:30Uhr. Japanisch Sprachkurs der Nihon Universität. C-Klasse. Auf Aufforderung die Hausaufgaben des Vortags nachzuweisen, erwidert L. mit einem Lächeln: „Es tut mir Leid Herr Lehrer, aber die hab ich wohl vergessen!“ Da er bereits der zweite Schüler ohne Hausaufgaben ist, lachen die Mitschüler, nicht unbeeinflusst durch L's. äuffallig lässiges Verhalten. Sodann fällt Lehrerin O. das silberne Kaugummipapier auf L's Arbeitstisch auf. Auf die Frage, ob L. aktuell ein Kaugummi essen würde erwidert L. knapp „Ja“. Auf das Drängen von Lehrerin O. das Kaugummi wegen des Unterrichts doch im bereitliegenden Silberpapier zu entsorgen, zeigt sich L. uneinsichtig und widersetzt sich dem leichten Druck von Lehrerin O. Die Anmerkung, seine Aussprache und damit seine Teilnahme am Unterricht würden unter der Verwendung des Kaugummis leiden, weist L. zurück, er könne auch mit Kaugummi im Mund gut sprechen. (L. behält das Kaugummi im Mund. Die Situation ist angespannt.) Auf die Frage ob dies in D. (dem Heimatland L's) auch so Usus wäre, erwidert L. dies sei in seinem Land nichts ungewöhnliches. Lehrerin O. begnügt sich mit dieser Antwort und führt den Unterricht weiter. (L. sollte in der Folge keine Vorleseaufgaben mehr übernehmen.)
So hat es sich zugetragen. Ich lasse das unkommentiert. Ähnlichkeiten mit Eintragungen in diversen grün eingebundenen Klassenheften des Städtischen Gymnasiums Übach-Palenberg sind rein zufällig. Eine Ergänzung sei noch angemerkt und zwar die jugendliche Erwiderung auf das oben erwähnte traditionelle Sprichwort: Der Nagel der reingehämmert wird, steht auf der anderen Seite raus.