Nach dem wortkargen, dafür umso bilderreichen Eintrag nun also wieder ein Lebenszeichen. Ein Lokalisierungsversuch sozusagen, nachdem mir diese Verortung noch vor kurzem nicht so wirklich gelingen mochte. Mittlerweile bin ich doch irgendwo angekommen. Und zwar im harten aber irgendwie lustigen Sprachschulalltag. Meine virtuelle Aktivität (Facebook, Skype, Blog) wird immer weiter rausgeschoben. Also sitze ich hier nach drei Stunden Unterricht am morgen, Mittagessen, Heimfahrt, Textstudium für die Diplo, einer Stunde Sport, Abendessen mit Tagesthemen (und manchmal Essen) vom Vortag und einer Stunde Unterrichtsvorbereitung und hau in die Tasten. Eigentlich wäre entspannen angesagt und da die Uhr schon fast halb elf zeigt, ginge diese Entspannungsphase wohl in süßen Schlaf über. Auf später verschoben. Also wieder Sprachkurse, mit aller Macht. Nicht lernen ist nicht vorgesehen. Man muss! Akzeptanz für zeitliche Probleme kann man nicht erwarten. Da sind die echt hart. Ich werde einen Mittelweg finden müssen. Zwar habe ich bereits kundgetan dass die Priorität auf meiner Diplomarbeit liegt. Viel Akzeptanz kann ich jedoch nicht erwarten. Es ist bezeichnend, dass mir von der Lehrerin darauf mit einem 研究がんばって (kenkyuu ganbatte) geantwortet wurde. Ein 勉強がんばって (benkyou ganbatte) wäre der gleiche Wunsch, die gleiche Aufforderung bezogen auf mein Japanisch-Studium. Ganbatte bedeutet „viel Erfolg“, aber auch „Halt durch“ und „Gib dir Mühe“. Es wird immer dann gesagt, wenn man gefordert wird, unter Druck steht, wenn es eng wird. Umso lauter und auffordernder, je mehr man in den Augen des Senders das letzte bisschen Einsatz vermissen lässt. Mein Gedanke war nun der Folgende: Hätte die Lehrerin sich auf mein Japanischstudium bezogen, hätte sie damit die Möglichkeit eingeschlossen, dass ich mich aus zeitlichen Gründen eben nicht voll und ganz darauf konzentrieren kann. Eben weil ich zeitliche Abstriche machen muss. In dieser Äußerung würde, dachte ich, so viel mehr Akzeptanz für meine Doppelbelastung liegen. Etwa der Art: „Nun, dann schauen Sie mal wieviel Zeit Sie für mich erübrigen können.“ Es sind eben zwei völlig unterschiedliche Auffassungen dessen was meine Intentionen und Motive, und was die Umstände derselben sind. Ich beabsichtige, neben meiner Diplomarbeit noch Sprachkurse zu machen. Diese sind also der mehr oder weniger günstige Umstand. Für die Lehrerin ist meine Diplomarbeit ein misslicher Umstand der mich vom Pauken abhält. Der Teufel liegt im Detail, in Japan erst recht. Nun suche ich also den die goldene Mitte. Mal sehen ob mir dieser Lokalisierungsversuch ebenso gelingt. Fotos:
Besuch aus Frankreich von meinem Kumpel Loic. Ganbatte in your face!
Ausflug nach Nikko. Besuch des Tôshôgu Schreins.
Samurai Parade zu ehren des Shôguns Tokugawa Ieyasu dem der Schrein in Nikko gewidmet ist. Ieyasu hat sich vor Jahrhunderten mächtig Mühe gegeben. Immerhin hat er als oberster Shôgun die zahlreichen Lokalfürsten besiegt und Japan damit als ein Land beherrscht.
Früh übt sich wer Samurai werden will.
Ein Monster aus grauer Vorzeit...
und noch eins!
Vorzeit ja, grau auch, aber doch sehr menschlich.
Ieyasu ruht heute im Bereich des prachtvollen Tempeldistrikts. Die Anstrengung liegt nun bei den Trägern seines mächtigen Sarges. Ganbatte!