Mittwoch, Mai 20, 2009

Ganbare!

Nach dem wortkargen, dafür umso bilderreichen Eintrag nun also wieder ein Lebenszeichen. Ein Lokalisierungsversuch sozusagen, nachdem mir diese Verortung noch vor kurzem nicht so wirklich gelingen mochte. Mittlerweile bin ich doch irgendwo angekommen. Und zwar im harten aber irgendwie lustigen Sprachschulalltag. Meine virtuelle Aktivität (Facebook, Skype, Blog) wird immer weiter rausgeschoben. Also sitze ich hier nach drei Stunden Unterricht am morgen, Mittagessen, Heimfahrt, Textstudium für die Diplo, einer Stunde Sport, Abendessen mit Tagesthemen (und manchmal Essen) vom Vortag und einer Stunde Unterrichtsvorbereitung und hau in die Tasten. Eigentlich wäre entspannen angesagt und da die Uhr schon fast halb elf zeigt, ginge diese Entspannungsphase wohl in süßen Schlaf über. Auf später verschoben. Also wieder Sprachkurse, mit aller Macht. Nicht lernen ist nicht vorgesehen. Man muss! Akzeptanz für zeitliche Probleme kann man nicht erwarten. Da sind die echt hart. Ich werde einen Mittelweg finden müssen. Zwar habe ich bereits kundgetan dass die Priorität auf meiner Diplomarbeit liegt. Viel Akzeptanz kann ich jedoch nicht erwarten. Es ist bezeichnend, dass mir von der Lehrerin darauf mit einem 研究がんばって (kenkyuu ganbatte) geantwortet wurde. Ein 勉強がんばって (benkyou ganbatte) wäre der gleiche Wunsch, die gleiche Aufforderung bezogen auf mein Japanisch-Studium. Ganbatte bedeutet „viel Erfolg“, aber auch „Halt durch“ und „Gib dir Mühe“. Es wird immer dann gesagt, wenn man gefordert wird, unter Druck steht, wenn es eng wird. Umso lauter und auffordernder, je mehr man in den Augen des Senders das letzte bisschen Einsatz vermissen lässt. Mein Gedanke war nun der Folgende: Hätte die Lehrerin sich auf mein Japanischstudium bezogen, hätte sie damit die Möglichkeit eingeschlossen, dass ich mich aus zeitlichen Gründen eben nicht voll und ganz darauf konzentrieren kann. Eben weil ich zeitliche Abstriche machen muss. In dieser Äußerung würde, dachte ich, so viel mehr Akzeptanz für meine Doppelbelastung liegen. Etwa der Art: „Nun, dann schauen Sie mal wieviel Zeit Sie für mich erübrigen können.“ Es sind eben zwei völlig unterschiedliche Auffassungen dessen was meine Intentionen und Motive, und was die Umstände derselben sind. Ich beabsichtige, neben meiner Diplomarbeit noch Sprachkurse zu machen. Diese sind also der mehr oder weniger günstige Umstand. Für die Lehrerin ist meine Diplomarbeit ein misslicher Umstand der mich vom Pauken abhält. Der Teufel liegt im Detail, in Japan erst recht. Nun suche ich also den die goldene Mitte. Mal sehen ob mir dieser Lokalisierungsversuch ebenso gelingt. Fotos:

Besuch aus Frankreich von meinem Kumpel Loic. Ganbatte in your face!
Von Blog!

Ausflug nach Nikko. Besuch des Tôshôgu Schreins.
Von Blog!

Von Blog!

Von Blog!

Von Blog!

Samurai Parade zu ehren des Shôguns Tokugawa Ieyasu dem der Schrein in Nikko gewidmet ist. Ieyasu hat sich vor Jahrhunderten mächtig Mühe gegeben. Immerhin hat er als oberster Shôgun die zahlreichen Lokalfürsten besiegt und Japan damit als ein Land beherrscht.
Von Blog!

Von Blog!

Früh übt sich wer Samurai werden will.
Von Blog!

Ein Monster aus grauer Vorzeit...
Von Blog!

und noch eins!
Von Blog!

Vorzeit ja, grau auch, aber doch sehr menschlich.
Von Blog!

Ieyasu ruht heute im Bereich des prachtvollen Tempeldistrikts. Die Anstrengung liegt nun bei den Trägern seines mächtigen Sarges. Ganbatte!
Von Blog!

Freitag, Mai 08, 2009

Wo ist hier?

Hier...
Von Blog!

...oder hier?
Von Blog!

So...
Von Blog!

...so...
Von Blog!

...oder so?

Nach oben...
Von Blog!

...oder wohin?
Von Blog!

Angenehm, oder...
Von Blog!

unbequem!
Von Blog!

Wo also ist hier? Die Kamera wird die Antwort wohl irgendwann ausspucken...

Dienstag, Mai 05, 2009

An jedem verdammten Wochenende...

geht’s auf den Fußballplätzen dieser Welt zur Sache. Für viele viele Menschen ist dies eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Soziologisch erklärbar ist das mit der Abstraktion von als gültig akzeptierten gesellschaftlichen Normen, Strukturen und Hierarchien. Will heißen, beim Fußball ist vieles anders als im echten Leben. Es gibt zwar auch Groß und Klein, Oben und Unten, Reich und Arm aber die Chancen auf Sieg und Erfolg sind keinesfalls so klar verteilt wie sie im alltäglichen Leben sind oder erscheinen. So hat ein kleiner Verein in jedem Spiel die Chance dem Ligakrösus die Meisterschaft verderben. Ein Nachwuchstalent kann den Kritikern auf Tribüne und Trainerbank beweisen dass er es drauf hat und in wenigen Minuten den alten Hasen die Routine und den eitlen Stars die Schau stehlen. Alles erscheint möglich und greifbar. Darüber hinaus kann der Einzelne in den neunzig Minuten eines Spiels ein Farbenspiel der Gefühle und Emotionen erleben, welches sich im alltäglichen Grau nur selten finden lässt. Freude und Ärger, Verbundenheit und Ablehnung, Anbetung und Verachtung wechseln sich innerhalb kürzester Zeit ab und steigern sich bis ins Extrem. Dabei sind Fußballspiele immer kollektive Ereignisse. Man spielt im Kreise der Mannschaft und Betreuer, feuert die Mannschaft im Fanblock an. Die Emotionen dabei erlebt man also immer gemeinsam. Anders als materielle Güter steigern sich Emotionen in Quantität und Qualität wenn man sie teilt. Das macht es so schön wenn man im Stadion, gemeinsam mit den anderen Fans die Mannschaft unterstützt. Und wenn Fans es schaffen, ihre geschlossene und bedingungslose Unterstützung zu demonstrieren und die Spieler so zu Höchstleistung zu motivieren kommt das direkter Einflussnahme schon ziemlich nahe. Zugegeben, diese Möglichkeit scheint vor allem im professionellen Fußball verloren gegangen zu sein. Trotz wiederholter Beteuerung dass sich die „einzigartigen Fans“ den Sieg wegen der „unglaublichen Unterstützung“ mehr als verdient haben, scheint so mancher Profi seine Berufsbezeichnung und die damit verbundene Routine doch allzu sehr verinnerlicht zu haben. Was für die Fans bleibt ist das Gefühl durch ihren Einsatz auf das Spielgeschehen einwirken zu können. Und das Gefühl mit tausenden Gleichgesinnter gemeinsam an etwas Großem teilzuhaben. Die Identifikation mit einem Verein geht dabei weit über die 90 Minuten am Wochenende hinaus. Fußball bestimmt das Denken der Fans (fast) täglich. Besonders ausgeprägt scheint das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Verein dort zu sein, wo es in Ermangelung von Abwechslung zum beschwerlichen und eintönigen Alltag schwer fällt sich regional zu identifizieren. Und damit komme ich nach langer Einleitung zu meinem eigentlichen Thema, den Urawa Red Diamonds und ihrem Meisterschaftsspiel gegen Albirex Niigata am vergangenen Samstag. Urawa ist hauptäschlich Schlafstadt (beddotaun) für die unzähligen Menschen die täglich in die Metropole Tokio pendeln um dort zu arbeiten. Urawa hat kein städtisches Zentrum, bloß eine Reihe großer Pendlerbahnhöfe und Wohnkolonien bespickt mit Einkaufsmalls und Vergnügungszentren. In Urawa ist also nicht viel los. Ablenkung bietet der Fußball und das schon seit den Fünfzigern. Als ehemalige Mitsubishi Betriebssportgruppe kann der Klub mehr Tradition aufweisen als seine Mitstreiter in der J-League, die erst in den Neunzigern gegründet wurde. Die Neunziger waren auch die Zeit von Altstars wie Uwe Bein und Guido Buchwald. Buchwald sollte die Reds 2006 dann als Trainer zum ersten J-League Titel führen. Davor gab es einen Abstieg zu verdauen, der in der Rückschau allerdings das wahre Potential des Vereins offenbarte. Die große und unheimlich treue Fangemeinde! Denn, trotz zweiter Liga verzeichnete Urawa den höchsten Zuschauerschnitt im japanischen Profifußball. Es scheint diese Mischung aus Tradition und regionaler Verwurzelung zu sein die die Massen in der ganzen Präfektur Saitama mobilisiert. Die Fans sind also Weltklasse und meine Eindrücke bestätigen dies.
Zum Spiel: Es war die erwartet enge Partie des Zweiten gegen den Dritten der J-League. Wirklich überzeugen konnte keine der Mannschaften. Auf beiden Seiten gab es viele Fehlpässe und individuelle Fehler. Nennenswerte Torchancen blieben Mangelware und so plätscherte das Spiel vor sich hin. Es schien lange so, als ob die Mannschaft aus Niigata trotz Unterzahl einen Punkt aus dem WM Stadion von 2002 würde entführen können. Dann aber schlug die Stunde des Brasilo-Japaners Marcos Tulio Tanaka. Der verlässliche Abwehrrecke in den Reihen des Teams vom deutschen Trainer Volker Finke konnte nach einer guten Flanke zum finalen 1-0 einköpfen. Die Schlussoffensive hatte sich gelohnt. Riesenjubel im weiten Rund. Kurz danach war Schluss. Urawa konnte einen wichtigen Dreier verbuchen und damit den Spizenreiter, die Kashima Antlers, im Kampf um die Meisterschaft auf Sichtweite halten. Sodann konnten die Fans, die über die volle Distanz immer lautstark präsent waren, zum geliebten Zeremoniell übergehen. Jedes mal nach Spielende wird die Hymne 'We are Diamonds' zur Melodie von 'I am sailing' gesungen. Wie gesagt, die Treue zu den Reds geht lang über das Spielende hinaus. Bilder und Videos:

Deutsche Fankultur scheint hier hoch im Kurs zu stehen.

Warm-up Phase vor dem Spiel...alles wartet auf Impulse von den Capos.

Dieser Ball sollte später zum 1-0 im Netz zappeln. Die Erlösung kurz vor dem...

Abpfiff! Riesenjubel, standing ovations für die Mannschaft und zu guter letzt, die Hymne:

Freitag, Mai 01, 2009

Abgefahrn...

...oder eher losgelaufen. Schaut Euch das mal an:

http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,621990,00.html

Sehr krasse Story. Hat einen gewissen Reiz sowas zu machen. Aber keine Sorge. Ich würd dazu eher den Zug nehmen. Selbstverständlich ohne das Ausmaß an Erkenntnis das dieser junge Mensch erlangt hat...
Ich bleib vorerst hier in Japan. Morgen steigt das Topspiel der J-League. Urawa Reds gegen Albirex Niigata. Beim FC Tokyo war ich ja schonmal. Da gabs eher maue Stimmung und fürchterliches Gekicke. Mal sehen ob das morgen anders wird, aber irgendwie muss ich meinen Entzug an Zeit kompensieren die für Fußball draufgeht.
Ansonsten freu ich mich über eine Reihe von Feiertagen zu Beginn des Wonnemonats. Ja ja, Studenten haben ja immer frei, hör ich schon die Unkenrufe...
Dazu zwei Einwände: Erstens, kann dieser kollektive Urlaubswahn der die Japaner erfasst nicht spurlos an mir vorübergehen. Die erste Maiwoche nennt sich wegen drei Feiertagen 'golden week'. Viele Japaner nehmen an den Brückentagen frei. So kommt das für Japan beachtliche Sümmchen von einer ganzen arbeitsfreien Woche zusammen. Dabei wird nich wie bei uns der Tag der Arbeit gefeiert, sondern der Tag der Umwelt, sowie der Tag des Kindes (ehemals Tag des Jungen). Es gibt keine politischen Kundgebungen und Solidaritätsaktionen mit der arbeitenden Bevölkerung, sondern große Sonderverkaufsaktionen (golden week sale) an denen die Verkäufer Alles geben um die knapper werdenden Yen der Kunden zu heben. Jimbo! Dass gerade zum Tag der Umwelt halb Japan zu Urlaubszielen im In-und Ausland reist, ist Ironie die keine CO² Bilanz kennt.
Zweitens: Ab dem 18.Mai gehen für mich die Sprachkurse los. Ab dann muss ich wohl zweigleisig fahren. Mit einer Diplomarbeit die vor- nach und zwischen den täglichen Sprachkursen auf mich wartet. Ich begrenze mich bei den Kursen auf das Wiederholen von bereits gelernten Inhalten in der B-Klasse. Den Lehrern muss ich dann noch beibringen, dass ich zum Schreiben meiner Arbeit auch Zeit brauche und dann wirds schon klappen. Ein bisschen Urlaub vorweg schadet da aber bestimmt nicht. Mal sehen ob ich nicht noch nach Korea komme. Muss eh den Status meines Visums ändern. Das geht zwar auch hier, macht aber weniger Spass. Spass der keine CO² Bilanz kennt.
In diesem Sinne. Schönen ersten Mai. Ob nun ideolgisch korrekt oder nur so zum Spass. Macht wat draus.