Dienstag, Oktober 21, 2008

Lang erwartet und viel bejubelt

Inzwischen haben ich den Reiz meines Blogs wiederentdeckt. Ich will Euch aber nicht nur mit Prüfungsthemen langweilen. Es reicht schon wenn ich das machen muss. Nun solls wieder ein bisschen Action geben, die trotz 8-stunden Tagen in der Bibliothek noch in meinem Leben steckt. Wer mich kennt weiß wo ich die finde. Auf dem Fussballplatz. Leider gab es dort zuletzt zwar ein beachtliches Maß an Aktion, aber immer nur vom Gegner und immer nur mit dem besseren Ende für den Gegner, sodass ich mich mit meinem Verein Mombach03 im Keller der Bezirksliga Rheinhessen wiederfand. Zu der Misere beigetragen hatten eine endlos lange und skurrile Verletztenliste (zwei Brüche von insgesamt vier innerhalb der Saison passierten im ersten Meisterschaftsspiel) und die grassierende 'abwesensis studensitis' eine Krankheit die Fussballmannschaften mit hohem Studentenanteil vor allem in der vorlesungsfreien Zeit der Universitäten befällt (hochsignifikanter Zusammenhang).
Als die Reihen im Lazarett 'auf der langen Lein' sich bereits zu lichten begannen, und die Herbstsonne die bunten Blätter rund um die Bezirksportanlage in verträumtes Licht zu tauchen begann (beste Therapie für 'abwesensis studensitis') nahmen sich die verbliebenen Fussballer von Mombach03 ein Herz, trotzten dem starken Gegner aus dem wormserischen Hochheim und feierten mit einem 3-2 einen lang ersehnten Heimerfolg. Dabei wusste ein Spieler der 03er besonders zu gefallen und bewies in der 13min das er sich vorgenommen hatte, die gute Tagesform endlich einmal mit einem Tor zu krönen. Einen langen Pass von der linken Seite konnte er trotz Bedrängnis mit dem rechten Fuss über sich und den Gegner legen um dann den Ball aus 16m mit dem linken Fuss per Direktabnahme im Winkel des gegnerischen Tores zu versenken. TOR TOR TOR! Eine riesen Erleichterung nach wochenlangem Frust und Misserfolg. Nach dem baldigen 2-0 war klar dass wir diesen 3er mit allem was wir bieten konnten verteidigen würden. Und als es nach 90min dann 3-2 stand waren alle restlos glücklich und zufrieden.

Da ich ja leider so selten Tore schieße und ich ja gerade hier dabei bin ein mächtig Aufhebens um meinen Mini- Erfolg mache, nutz ich dass jetzt auch mal richtig aus. Das Tor geht an Sebi, der uns nun leider Richtung Australien / Thailand verlassen "muss". Ich vermute, er ist von der 'abwesensis poststudensitis' befallen. Den Heilungsweg kann man, schön dokumentiert unter sepplz blog verfolgen. Man vermutet dass die Heilung nicht vor Februar 2009 eintreten wird. Von hier aus alles Gute, und vor allem gute Genesung!

Donnerstag, Oktober 16, 2008

Das Phänomen der Prüfungsvorbereitung und der Geist Webers


"Der Puritaner wollte Berufsmensch sein, wir müssen es sein. Denn indem die Askese aus den Mönchszellen heraus in das Berufsleben übertragen wurde und die innerweltliche Sittlichkeit zu beherrschen begann, half sie an ihrem Teile mit daran, jenen mächtigen Kosmos der modernen, an die technischen und ökonomischen Voraussetzungen mechanischmaschineller Produktion gebundenen, Wirtschaftsordnung erbauen, der heute den Lebensstil aller einzelnen, die in dies Triebwerk hineingeboren werden - nicht nur der direkt ökonomisch Erwerbstätigen-, mit überwältigendem Zwange bestimmt und vielleicht bestimmen wird, bis der letzte Zentner fossilen Brennstoffs verglüht ist. Indem die Askese die Welt umzubauen und in der Welt sich auszuwirken unternahm, gewannen die äußeren Güter dieser Welt zunehmende und schließlich unentrinnbare Macht über den Menschen, wie niemals zuvor in der Geschichte. Heute ist der Geist - ob entgültig, wer weiß es? - aus diesem Gehäuse entwichen. Der siegreiche Kapitalismus jedenfalls bedarf, seit er auf mechanischer Grundlage ruht, dieser Stütze nicht mehr"


Ich erinnere mich an mein erstes Referat an der Uni...Max Webers protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Weber war auch Teil meiner Zwischenprüfung. Indem ich diese Zeilen zur Vorbereitung meiner Diplomprüfungen nun noch einmal lese schließt sich der Kreis und man kann auf bereits Gelerntem aufbauen. Der Laie der ich, zumindest was Weber angeht, nicht mehr bin möge mir oben aufgeführte Zeilen erklären. Bei allen Tiefen und Höhen die man in einer Prüfungsvorbereitung durchläuft, zählt dieses Gefühl zu den besseren. Daher diese Rückmeldung...

Montag, Januar 21, 2008

Edinburgh

Kurzurlaub in Schottland. Im Monat Januar fragt man sich schon was das soll. Als wäre das Wetter hier nicht schon schlecht genug. Muss man da auch noch auf die Insel mit schlechtem Essen, Regen, pummeligen Mädchen und Menschen die trotz alledem das Lachen nicht verlernt haben, einen so ganz undeutschen Humor haben? Es musste also schon gute Gründe gegeben haben warum ich mich mit meinem Kumpel Jan auf Reise gemacht hatte. Nun ja, Reiseluft schmeck immer gut, vor allem wenn einem hier mal wieder die viel zitierte Decke auf den Kopf fällt und die Langeweile einen auffrisst. Also ging's über den Kanal, über das Land derjenigen Fussballfans die diesen Sommer viiieeel Zeit haben werden, und ab nach Schottland. Da wo man sich trotz eigenem Versagen bei der EM- Quali unverhohlen über die sommerliche Freizeit der ungeliebten Nachbarn freut. Ein schallendes „Fuckin' Yeah“ liess sich da da einem sonst als sehr besonnen bekanntem Schotten entlocken, als der gute Herr Petric aus Kroatien die Tommies aus dem Wettbewerb schoss. Über Jahrhunderte gepflegte Abneigung führt dann schon mal zu solchen Gefühlsausbrüchen. Sympatisch wie ich finde, und genau das passt in das Bild was ich von den Schotten so im allgemeinen mitbekommen hab. Verrückt aber sympatisch. Mein Kumpel Tommy (nein, kein Engländer) macht da keine Ausnahme. Der war zwei Jahre hier in Mainz und mit ihm hab ich nicht nur so manche Schlacht auf den Fußballfeldern der umliegenden Landkreise geschlagen sondern mir auch so manche Nacht in Mainzer Kneipen und Clubs um die Ohren gehauen. Mehr als ein Grund also um nochmal über zu setzen und die alten Tage aufleben zu lassen. Das alles in Edinburgh einer Stadt die ihre düsteren, altertümlichen Bauten am besten im regnerischen Grau des tief verhangenen Himmels zur Geltung bringt. Es gibt tatsächlich oft die Möglichkeit diese Atmosphäre genießen zu können. Dennoch haben wir tagsüber die Stadt ausgiebig erkundet, auch mal bei gutem Wetter, und abends die Pubs besucht, um Whisky zu testen, im Pubquizz zu verlieren oder einfach die Atmosphäre dieser Epizentren des schottischen Gesellschaftslebens teilnehmend zu beobachten. Kulturreisen können also auch Spaß machen.
Das Nachtleben nach den 'last orders' kommt in einer 500.000 Seelen Stadt nicht zu kurz, vor allem nicht wenn es sich bei diesen Seelen um schottische handelt. Und so landeten wir nach Besuchen von 'really posh' Clubs auf der George Street (mit Pullunder tragenden, mutmaßlich englischen Collegeboys) im Cabaret Voltaire wo sich die eher bodenständige Gesellschaft zu Housemusik die Hacken wund tantzte. Die letzte Runde kam auch dort und so ging es morgens auf direktem Wegen über die kopfsteingepflasterten Strassen der 'alten Verräucherten' ins Bett. Der nächste Tag sollte ein weiteres Highlight schottischer Kultur bereithalten.

Keine Reise ohne den Versuch in ein Fussballstadion zu kommen. Diesem Leitgedanken konnte ich auch dieses mal wieder erfolgreich verfolgen. Die vierte Runde des schottischen FA- Cups stand an. Karten hatten wir für die Begegnung des legendären FC Aberdeen beim FC aus Falkirk. Nicht ohne Grund denn unser Gastgeber Tommy ist Fan der Roten aus Aberdeen, die in der nächsten Runde des UEFA- Pokals den FC Bayern empfangen werden. Nicky sein Kumpel sollte uns für die Auswärtsfahrt begleiten und er erwies sich als guter Reiseleiter, ausgestattet mit den letzten Infos zur Begegnung inklusive Wettquoten und Kenntnis des lokalen Pubs in Falkirk. Gefühlte vier Stunden nach dem letzten Bier im Club sah man sich also wieder mit einem tiefschwarzen Guiness konfrontiert. „Yer strugglin'?“ fragte er höhnisch als unsereins sich die ersten Schlücke runterzwängte und er schon wieder ab war um an der Theke ein weiteres zu bestellen. Indes checkten wir bereits die Wettquoten um dem Spiel weitere Spannung zu verleihen, unseren Geldbeuteln Aussicht auf Füllung zu verleihen und nicht zuletzt um der schottischen Tradition diesmal im Gewand der Wettkultur gerecht zu werden. Nach zwei weiteren Runden im Pub der mittlerweile Fans aus beiden Lagern friedlich vereinte gings über den Weg zum Buchmacher zum Stadion. 'Bookies' werden die hier liebevoll genannt. Bietet Einblicke in die Psyche der wettvernarrten Fussballfans. Auf zum Stadion also. Viel Atmosphäre sollten wir uns nicht versprechen war die einhellige Meinung der Beiden. Nun Falkirk verfügt nur über ein kleines Stadion mit gerade mal zwei erwähnenswerten und einer jämmerlich kleinen Tribüne. Dennoch war es für mich ein Erlebnis, da die Fussball- und Fankultur auf der Insel doch etwas besonderes ist. Höhnische Beleidigungen gegen die gegnerischen Fans, hämische Schadenfreude bei Toren. Eine beeindruckende Zahl der mitgereister Fans aus Aberdeen hatte sich bei eisigen Temperaturen in Falkirk eingefunden. Ich schätze sie mal auf ca. 2000. Und die staunten nicht schlecht als das Spiel losging. Noch vor einer Woche hatten sich beide in der Liga mit einem 0-0 der grottenschlechten Art verabschiedet. Nicht so heute. Bereits nach 10 Minuten stand es 2-1 für die roten. 'Stand free; Wherever you may be; Cos we are the famous Aberdeen' - so der Schlachtruf der Aberdeen Fans. Die werden in Schottland gerne als 'sheep shaggin' Bastards' beschimpft. Trifft wohl auf wenig Zorn, waren doch Mützen mit eben diesem Spruch unter dem Vereinswappen auf den Köpfen der Fans in den Katakomben auszumachen. Eine ordentliche Portion Selbstironie. Sympatisch, kenne ich diese Selbstironie doch als Fan vom FC der sich sich in ähnlicher, wenn nicht ganz so krasser Manier zum Karnevals- und Fahrstuhlverein bekennt. Beeindruckende Fans vor unbeeidruckender Kulisse. Jamie Smith und Steve Lovell hatten Aberdeen nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich zur Halbzeitführung geschossen. Bedauerlicherweise konnten die Blauen aus Falkirk ihr viel beachtetes, schnelles Kurzpassspiel mit zunehmender Spieldauer immer besser aufziehen sodass der Ausgleich nur noch eine Frage Zeit war. Die Aussichten auf eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel waren dann beim erneuten Ausgleich ebenso dahin wie der warme Geldsegen den uns ein Sieg der Roten eingebracht hätte, und so blieb uns nur die Freude ein solides schottisches Spiel gesehen, und den Erfahrungsschatz in Sachen Weltfussball und Fankultur um ein weiteres Kapitel bereichert zu haben.