Mittwoch, November 29, 2006

owari = ende

Kinder noch eins. Was tut der Mensch sich immer schwer mit den Abschieden. 90 Tage, so schnell vorbei. Wie im Flug. Und das wo man doch gerade erst angekommen scheint. Den Leuten hier merkt man an, wie schwer so was fallen kann. Ich nehm mich da nicht aus. Das doofe daran ist doch immer auch, dass man schon Wochen vorher weiß das diese Zeit kommt, und sich dagegen sträubt. Das einzige was helfen könnte ist, die Zeit weiterhin so zu verbringen wie bisher aber das will nicht so recht gelingen. Ist glaub ich aber auch der selbe Effekt wie bei der Vorfreude. Die ist ja bekanntlich am schönsten, und wenn´s soweit ist, merkt man das sie nicht mehr da ist. Das selbe wird auch hier zutreffen. Sobald sich die Leute in alle Himmelrichtungen aufgemacht haben, beginnt ein neuer Abschnitt und die Laune kehrt zurück. Und ich sollte der letzte sein, der sich zu beklagen hat...Zum einen wegen dem was mich erwartet, zum anderen weil ich auch gar keine Zeit hatten mich zu beklagen, oder Trübsal zu schieben. Also zum einen waren da diverse Tests auf die man sich vorzubereiten hatte. Dazu der Kampf mit oder gegen die Institution Visa. Erst dachte ich ich brauch eins, geh zur thailändschen Botschaft um wegen fehlenden Dokumenten (Flugticket!) abgewiesen zu werden. Und das bei massivem Zeitmangel, angesichts der Fahrt nach Hiroshima, Kobe, Kyoto und Osaka. Nun ja, in diesem Fall mach ich´s dann wie hier in Japan. In der Zwischenzeit einmal raus aus Thailand, nach Laos auf nem Bötchen den Mekong rauf/runter, und dann einfach wieder einreisen. So verlängert sich mein Visum, und ich muss für die zwei Tage! die ich mit meinem Aufenthalt über der erlaubten Dauer für Touristen bin, kein extra Visum beantragen. Alles unklar und kompliziert. Ruft einfach den Konsul eures Vertrauens an, die können das erklären. Ich für meinen Teil, bin froh dass es diese Querelen in Europa (weitestgehend) nicht mehr gibt. Fällt einem hier erst richtig auf, das die Grenzen offen sind.
Nun zum dritten hab ich mich selbst in einen Kessel gesetzt der morgen früh um Elf Uhr zum kochen gebracht wird. Es geht ausnahmsweise mal nicht ums Essen, sondern um eine Rede, die zu jedem Semesterende hier jemand aus der A Klasse halten muss. Ich hab mich doch tatsächlich dafür gemeldet, zunächst als einer von drei. Die anderen beiden wurden gestrichen, sodass nur noch einer halten sollte. Stein Papier und Schere (die drei haben in Japan alle Macht in den Händen, da damit fast alles entschieden wird) haben dann die Wahl auf mich fallen lassen. Und das nur weil ich nicht wollte das alle drei (davon bin ich damals ja ausgegangen) die vortragen aus Cambridge kommen. Schon verrückt, was mich da getrieben hat. Nun ja. Vielleicht so´n Ding wie die Japaner mit ihrer Ehre und so weiter haben. Fahnen hoch und so. Aber ich glaub das diese Entscheidung ganz gut war. Man lernt ja nie aus, und so musst ich in den letzten Tagen zu allen Knies noch diese Rede schreiben. Trief, Schleim, Himmelhochgejauchze...na ja, war ja auch toll und eine schöne Zeit, und ich bin froh das dann repräsentativ für alle sagen zu können. Ganbatte ne. Und so geht’s dann gleich weiter mit Proben:

90 jlsp、東京  勉強した、Aクラスのヨナスです。。。 

Samstag, November 25, 2006

Das (Morgen-) Grauen

Mord und Totschlag. Bilder des Grauens. Verzweifelter Lebenskampf, ohne Aussicht auf Erfolg. Millionenfacher Massenmord. Auf dem Weg zu Schlachtbank, tote Augen, verstümmelte Körper, ein klangloses Klagen, ein nicht zu vernehmender Hilferuf. Tokio, aus dem Reich der Träume aufgewacht...


In aller Herrgottsfrühe aufgewacht. Verdammt dachte ich. Wieso das bloss. Ist doch Wochenende. Ich hab sie doch nicht mehr alle mir freiwillig das verdiente Ausschlafen am Wochenende zu nehmen. Warum bloss. Nein mit Alpträumen hat das nun wirklich nichts zu tun. Die oben beschriebene Szenerie war der Grund, die Bilder das Ziel meines vorzeitigen Erwachens. Fünf in der frühe. Der frühe Vogel fängt den Wurm. AAL...den gabs auch. Tonnenweise. Tsukiji, Tokios größter Fischmarkt lud ein Zeuge zu werden, Zeuge vom grössten Schlachten der Stadt. Und was wurde da geschlachtet. Die Messer wurden gewetzt, die Hacken in die noch zappelnden Körper gehauen. Mein Gott was war das ein treiben.










Der Fischmarkt nach der Auktion. Die Händler versorgen sich hier Tag für Tag mit frischem Meeresgetier, und bieten ihre Ware feil. Ein reges Treiben, in engen Gassen suchen sich die Köche und Verkäufer der Stadt aus was sie dem Japaner dann in welcher Form auch immer auf den Teller kommen lassen. Die Formen, Farben und Bilder die man bei einem Besuch des Marktes zu Gesicht bekommt sind verantwortlich für die morbide Berichterstattung des heutigen Morgens. Ich bin wie im Rausch durch die Gänge der Halle gelaufen, hab ein Foto nach dem anderen geschossen, Nahaufnahmen von verschiedensten Fischen, von Muscheln, Oktopusse und was sonst noch so rumschwimmt... Bin Zeuge geworden, wie zentnerschwere Thunfische von einer Stichsäge zersägt wurden. Wie Messer halb so lang wie ein Mensch, Fische zerlegen, entgräten. Die Schuppen flogen nur so umher. Und wie das ganze in einem Tempo vonstatten geht. Wenn man nicht aufpasst wird man überfahren von knatternden, nach Diesel stinkenden Vehikeln die zwischen den Gängen umhersausen und kistenweise Fisch verladen. Eine rege Geschäftigkeit. Der Mensch am Ende der Nahrungskette. Und das alles findet morgen für morgen statt. Definitiv einer der interessantesten Unternehmungen hier in Tokio, und ich hab zu keiner Minute bereut das ich mich in dieser Frühe auf die Socken gemacht habe. Natürlich war ja auch die Aussicht verlockend, im Anschluss ein Sushifrühstück einzunehmen. Frischer und besser kann man es nicht bekommen. Ich denke man kann mir die Freude ansehen...in meinen lebenden Augen.


Mittwoch, November 22, 2006

bin draussen und mach weiter!

Mô ichidô onegai- shimasu. Nochmal bitte. So lautet das Motto. Ich verbleibe noch ein weiteres Semester in Japan. Das heißt ganz sicher ist das auch jetzt noch nicht. Alles muss noch den normalen bürokratischen Weg gehen. Inoffiziell (wenn man das so nennen kann) hab ich die Zusage. Einseitig versteht sich, denn inoffiziell, das geht vielleicht unter Umständen in Deutschland. Aber Japan ist da anders und bevor nicht alles per Brief und Siegel vorliegt, kann ich planen aber noch nichts durchführen. So ist das leider. Und so muss ich mich gedulden, bis das ach so beschäftigte international office hier in Japan an meine Uni schreibt, und dem Antrag, mich für einen weiteren Sprachkurs anzumelden, statt gibt. Auch wenn die gute Frau vom office das jetzt schon wissen mag, mir zusagen will/kann sie es nicht. Geduld, Geduld...
Von meinen Plänen berichten, dass kann ich hier an dieser Stelle aber. Nun holen wir mal weit aus.
Nun, es war kein Geheimnis dass ich von Beginn an meinen Aufenthalt hier zu verlängern, sprich nach zweieinhalb Monaten Sprachkurs noch weiter hier zu bleiben. Dies sollte doch klappen, dachte ich. Praktikanten werden doch immer gesucht, und es gibt genügend deutsche Firmen und Institutionen die hier vor Ort sind. Diese ganzen deutschen Stammtische sind zum Teil auch immer dazu gedacht, dass man sich kennenlernen, Erfahrungen austauschen und Kontakte aufbauen kann. Hier musste doch was für mich rausspringen, dachte ich. Nun, Kontakte hab ich jetzt genug, halbe Zusagen auch, aber einen Job bzw. Praktikum sollte da nicht für mich drin sein. Schade eigentlich. Dann waren die Stammtische also doch nur dazu da, dass sich einige ganz besonders tolle Landsmänner (und Frauen) schön profilieren und beweihräuchern konnten. Leute wie ich kamen da gerade recht um den artigen Bewunderer zu spielen, und sich die ach so aufregenden Geschichten anzuhören die sie hier schon so erlebt haben, was tolles sie alles machen, mutmaßlich neben den Aufgaben wie kopieren, Tee kochen etc...toll oder?
Nun, ich hab da auch gut gegessen, getrunken und wirklich nette Leute kennen gelernt. Aber jetzt, da ich das nicht mehr nötig hab an sowas teilnehmen zu müssen, wollte ich doch mal ganz moderat Dampf ablassen. Auf wiedersehen, ihr Trottel! Ich bleibe, aber nicht mit Euch.
Nun bleibe ich also doch, doch vor dem Sprachkurs stehen so einige Abenteuer an. Los geht’s erst im nächsten Jahr am 18. Januar. Bis dahin muss ich das kalte und von Wärmeisolierung nichts verstehende Japan verlassen. Visumproblematik. Mein 90 tägiges Touristenvisum läuft ab, und, ich habe die Mühlen der Bürokratie eingangs schon erwähnt, muss mir ein neues beschaffen. Ohhh ächz auch noch aufs Amt, Schlange stehen, hoffen alles richtig zu machen um dann ein wochenlanges Verfahren abzuwarten. Hehehe...nichts von dem. Ich mach aus dem Visaproblem ein Luxusproblem und werde mich verabschieden. Düse ab nach Thailand, mach Urlaub an Traumstränden und komm pünktlich zum Anfang der Kurse wieder. Das sach ich dir jetz, Herr Konsul. Denn wenn man einmal aus Japan raus und wieder rein kommt, dann bekommt man automatisch erneut die Erlaubnis sich 'zur Besichtigung von Sehenswürdigkeiten ' 90 Tage hier aufzuhalten. Nichts leichter als das, also ab auf Reisebüro, Flug raussuchen, und ab in die Sonne Thailands. Hätte mir das letzte Woche jemand gesagt, ich hätt´s nicht geglaubt. Nun hab ich mich aber entschieden, und so mach ich das jetzt auch. Werde dort meinen weit gereisten Patenonkel Wolfgang treffen und mir einfach ne richtje, foule daach machen. Die Sachen packen, schauen das ich rumkomme und einfach reisen. Traumhaft. All jene die mich vielleicht vermissen, werden mich nun auch noch dafür hassen, dass ich das mal eben so machen muss, um hier verlängern zu können, aber so ist das halt. Staatsrechtlich bedingt mal so richtig nen Lenz schieben. Ich finds klasse. Freut euch auf Bilder...
Vorher mach ich gemeinsam mit Susanne und Hannah noch nen Städtetrip nach Hiroshima, Kobe, Kyoto und Osaka. Sollen alles schöne und sehenswerte Städte sein. Wenn die letzten Tests nächste Woche geschrieben sind geht’s los...weiter geht´s!

Sonntag, November 19, 2006

Kabuki, Tanjôbi, yopparaiiii

Ufff, der Sprachkurs neigt sich so langsam dem Ende und hier wird nochmal alles gegeben. Haben den letzten der immer wieder lustigen JLSP- Ausflüge gemacht. Es ging ins Kabuki Theater. Mit alle man auf kulturell erfahren machen. Toll. War aber ein Erlebnis. Kabuki bedeutet auf deutsch eigentlich nur Gesang und Tanz. Das wurde dann auch geboten. Auf sehr exotische Art und Weise. Tolle farbenfrohe Kostüme, Kimino, Schwerter und bunt geschminkte Darsteller. Habe meine Schwierigkeiten das zu beschreiben aber der Gesang erinnerte an unterdrücktes Gebrülle, allerdings in Obertönen also in ganz hohen Stimmlagen. Muss man hören, dazu gibt’s die Instrumente die japanische Musik so charakteristisch machen, wie die Shakuhachi- Flöte und Shamisen- Laute. Zwar hatten wir einen Kabuki Marathon von vier Stunden vor uns, es wurden drei Stücke gezeigt, doch Langeweile wollte bei mir nicht aufkommen. Ich war zwar ziemlich müde und schläfrig, doch kann man sich problemlos mal ne Viertelstunde Auszeit für ein Nickerchen nehmen. Kein Problem, denn die Dramaturgie dieser Stücke lässt das zu. Es passiert meistens nämlich nicht wirklich viel auf der Bühne. So kann es sein das sich die Darsteller während dieser 15 Minuten Schönheitsschlaf nichtmal von der Stelle bewegen. Und da der Gesang in altjapanisch vorgetragen wird, man also nichtmal den Hauch einer Chance hat etwas zu verstehen verpasst man nicht viel. Wenn was wichtiges passiert wird dies eh mit lauten Trommeln und Schlaghölzern angekündigt von denen man eh wach wird. Waren ja auch nur 15 Minuten und ich sehe das eher als Qualiätsmerkmal der Musik, da ich mich so entspannen konnte. Schön und dank des englischen Programms hab ich die Stücke auch verstanden.

Ansonsten merkt man auch das der Aufenthalt sich dem Ende neigt. In den Kursen wird’s locker angegangen. Hatten das letzte Mal unseren werten sensei im Kimono vor uns stehen. Das war ein Spass.


Darüber hinaus werden immer wieder Spässe getrieben, manchmal auf japanisch, unserem Lerneifer sei dank. Das folgende Bild zeigt das Stereotyp des Deutschen, welches im Auslang vorherrscht in Reinkultur, und ich konnte nicht davon ab es mit einem Foto zu verweigen. Lederhosen, Wurst und Bier. So stellt man sich das vor. Natürlich war das alles nur ein Spass, mir war aber dennoch wichtig zu betonen dass dieses Bild nur auf eine ganz bestimmte Minderheit süddeutscher Herkunft zutrifft, die darüber hinaus nichts mit dem Rest Deutschlands zu tun haben wollen, und die wir im auch gerne an die Ösis abgeben würden. Klasse, Stereotyp weitergereicht und den Ruf damit gerettet.

Ja der Unterricht geht noch zwei Wochen und dann ist erstmal Schluss. Hab noch ne Menge zu lernen und andere Arbeiten zu schreiben (Jaaa...hört, hört), weshalb mein Blog wohl doch ein wenig gelitten hat diese Woche. Aber ich bin ja nicht zum Spass hier, nicht wahr?
Spassig war die Geburtstagsfeier unserer lieben Conversation- Class Teilnehmerin Mika in einem Izakya hier bei uns in Shimotakaido. Im Anschluss an das Kabuki ging es heiter und vielleicht auch ausgeschlafen, in unser Viertel, wo bis tief in die Nacht gefeiert wurde. Wiedermal eine sehr internationale Runde mit Japanern (...), Deutschen, Schweden (Knäckebrote und Zum- Lachen- in- den- Keller- geher) , Engländern (Inselaffen ihrer Gnaden), Kanadiern (die besseren Amis nach Michael Moore), und einem Franzosen (der ganz bestimmt kein Englisch sprechen kann, parce que la francais, c´est mellieux). Illustre Runde würd ich mal sagen und wir habens ordentlich krachen lassen. Um uns dieser internationalen Runde zu erfreuen haben wir Stille Nacht gesungen, jeder auf seiner Sprache versteht sich. Wer in der Überzahl war und das Mehr an Stimmvolumen zu bieten hatte war klar Überlegen. Im Anschluss gings mit allen in eines unserer Appartments zum 'Nijikai' der zweiten Runde...



Ansonsten hatte es sich hier in Tokio übers Wochenende eingeregnet, was meinem Lernabsichten doch ganz gut getan hat. Doch die nächste Woche hat´ s wieder in sich. Ein weiterer Geburtstag, das Saisonfinale der J- League mit Guido Buchwald auf dem Weg zum Titel, die letzten Wochen Unterricht...hoffentlich komm ich zum Schreiben


Sonntag, November 12, 2006

Kamakura

Kamakura. Raus aus Japans größter Stadt, durch Japans zweitgrößte Stadt, Yokohama und hinein ins grüne Kamakura. Ein Ort mit vielen Schreinen und schönem Tempelbezirk. Hier lebt Japan seine Tradition aus. Dieses Wochenende war das besondere Fest der 3, 5, und 7 jährigen Kinder (shichi, go, san). In Japan sind diese ungeraden Geburtstage Anlass die Kinder in Kimonos zu stecken und mit ihnen zu Schreinen zu pilgern, für deren Gesundheit und glückliche Zukunft zu beten. Ein Brauch der aus der damals hohen Kindersterblichkeit entstand. Demenstprechend war in Kamakura heute einiges los, und die Kids haben die Kimonos nicht ohne Spass getragen. Echt süss.



Dazu hatte ich das Glück eine traditionelle, japanische Hochzeit mitzuerleben. Also jede Menge Brauchtum in einer schönen Umgebung. Kamakura beherbergt unzählige Schreine und Sehenswürdigkeiten sodass man einem Tag nur eine Auswahl mitnehmen kann. Glücklicherweise hatte ich mit Keisuke eine kompetente japanische Begleitung, sodass ich mir über die Routenplanung keine Gedanken machen musste. Das regelmäßige Verlaufen in Städten ohne Straßennamen fiel dadurch auch aus.



Haben einen schönen Hikingpfad genommen, der angesichts der spärlich angelegten Wege und der nicht unbeträchtlichen Steigungen nur wenige Touristen kaum bevölkert war. Diesbezüglich ist auf die Japaner verlass. Alles was anstrengend ist, ist nicht interessant. Mich freut´s denn so hat man seine Ruhe. Die Schreine und Tempel waren schön angelegt und lagen zumeist versteckt, im Einklang mit der Natur, sodass ich deren Besichtigung mit einem schönen Spaziergang verbinden konnte.Ein schöner Tag, zwar klirrend kalt, aber sonnig mit blauem Himmel. Also ging´s hoch zu einer Statue von Yoritomo Minamoto dem ersten Shogun, in einem schön angelegten Park und zu einem Schrein in dem man sein Kleingeld waschen, und sich davon finanzielles Glück versprechen darf.



Zum Abschluss konnte ich dann die leider wieder stark bevölkerte aber gigantisch große Buddhastatue bewundern. Wieder einmal ein schöner Tag an dem man die Stadt hinter sich lassen und frische Luft atmen konnte. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


Samstag, November 11, 2006

Fussballtisch und Fotofix

Jya, shumatsu wa. Mein Wochenende wie immer aufregend und ereignisreich. Keine Zeit auszuharren. Was gibt es zu berichten. Chronologisch ist vielleicht am besten und so erzähl ich Euch vom Siegeszug eines last minute dream teams beim 4. OAG Kickertunier hier in Tokio. Ja teburu sakkaa wa tanoshii ne? Also gestern gab´s besagtes Turnier, ich mit den anderen Deutschen der Uni ab auf die Bahn, und hin zum OAG- Haus, dem deutschen Zentrum in Tokio. Bei deutschem Bier, Wurst und Brötchen Kicker spielen. Gibt’s nen besseren Start ins Wochenende? Nun denn, eine deutsch japanische Mischung durch und durch. Die Verbissenheit mit der die deutschen Teilnehmer spielten war charakteristisch und der straff durchorganisierte Turnierplan erinnerte daran das man sich in einem deutschen Haus in Japan befand. Nun ja, play to win ist auch meine Devise, nur war mir erstens nicht klar dass ich überhaupt teilnehmen würde, und zweitens hatte ich zunächst auch keinen Partner, mit dem ich, meiner Devise getreu und auf die gewohnte Art und Weise alle Gegner wegputzen würde. Last minute also, und so kam es das uns auf dem Weg zum OAG- Haus Marita über den Weg lief. Eine deutsche Bio- Chemikerin die hier in Tokio arbeitet. Kurz und knapp vorgestellt und in der Schlange zur Anmeldung hab ich sie dann gefragt ob wir nicht gemeinsam spielen wollen. Nun, ehrlich gesagt bin ich beim Kicker kein großes Licht, und auf die Frage nach ihren Fähigkeiten sagte sie nur: 'Jooa hab schonma an nem Tisch gestanden'. Und so schlossen wir uns zum Team zusammen. Nun einem Nordlicht aus Lübeck getreu hat sie was ihre Fähigkeiten betraf schön untertrieben, eher ne Mücke aus einem Elefanten gemacht als umgekehrt. Sie schoss vorne gekonnt die Buden und ich hielt hinten die Fäden zusammen. Ein Dream Team halt und so sind wir in die Gruppenphase mit unglaublichen drei Siegen in Folge gestartet, und haben sie als sagenhafter Zweiter abgeschlossen. Ab der Runde der besten 32 Teams weitergerockt und ab ins Halbfinale. Hier trafen wir nach einer Reihe guter doch wenig erfahrener Gegner auf zwei Hochkaliber und somit war leider Schluss. Dennoch fand ich war das eine bemerkenswerte Leistung die wir mit wunderbaren Fan- Utensilien belohnt bekommen haben. Endlich hab ich zum Ende des WM Jahres Deutschland- socken...yes!

Der heutige Samstag stand ganz im Zeichen des Käses...alles Käse? Nee, im ernst, in Omotesando war cheese day, eine Käse- Messe. Ohne Flax, so langsam scheinen die Japaner die Haltung abzulegen dieses so geschmackvolle Milchprodukt als faul, und damit nicht essbar zu bezeichnen. Mit dem Resultat dass Hersteller aus diversen europäischen Ländern hier in einem Ausstellungsraum ihre Käsespezialitäten anboten. Seit Monaten auf Entzug, auch noch mit Franzosen unterwegs war es natürlich keine Frage dass wir uns dieses Spektakel nicht entgehen lassen durften. Leider waren die Probiermöglichkeiten streng rationiert und die Preise horrend so dass der Entzug wohl erstmal weitergehen wird, aber trotzdem ein sehenswertes Ereignis.

Im Anschluss ging´s nach Shibuya, ohne Ziel, aber Shibuya ist ein Ziel für sich. Man muss nicht wissen was man machen will, in Shibuya. Einfach treiben lassen, alles andere erledigt die Stadt. Ich hatte reizende Begleitung und so war es eine mir eine Freude mit Mika und Maki gemeinsam puricura zu machen.

Jene kleinen Bilder die man in Deutschland vielleicht als Freundschaftsfotos aus irgendnem Fotofixautomaten kennt. Hier ist das ganze ne Stufe weiter. Man kann Hintergründe wählen, und die Fotos nachher am Bildschirm mit Schriftzügen versehen. Wiedermal eine dieser Unmöglichkeiten die es nur hier gibt. Hier können sich die japanischen Mädels und Jungs in einer schrillen Popwelt inszenieren und auf einem Foto verewigen. Das ganze dann als kleine Klebebildchen auf ihre Handys kleben. Ebenso schrill, pink- poppig glitzernd wie Shibuya allgemein. Das ist eine Welt für sich. Hier gibt es nur Vergnügen. Alles andere bleibt draussen und muss warten, bis werktags wieder der harte Alltag losgeht. Der ganze Vergnügungswahn scheint angesichts regulärer 10 Tage Jahresurlaub ein wenig verständlicher. Aber auch ohne dieses Pensum hat man hier eine gute Zeit ;) Man muss sich nur ein bisschen anstecken lassen und schon erwischt man sich wie man mittendrin ist. Wie ich in einem dieser Fotoautomaten...



Ist das nicht toll?

Donnerstag, November 09, 2006

Tabemono

Auf Anfrage kommen hier einige Rezepte die ich zur Freude meiner Mitbewohnerinnen manchmal aus dem Ärmel schüttle:

600g Hack, Zwiebeln, Zucchini, Reis für 5 Personen. Man brate die Zwiebeln an, füge das gute Hack dazu, danach die Zucchini. Im Anschluss mit separat gegartem Reis anrichten...
Nach Belieben auch als Frikadellen zu servieren (unter Hinzunahme je eines Eis und Brötchen). Umwerfend. Na, das scheint ja eine kulinarische Weltreise zu sein auf der ich mich hier befinde. Warum ich das schreibe, hhmm vielleicht um einen Kontrapunkt zu setzen zu der ganzen exotischen Nahrung die ich mir hier alltäglich hinzufüge oder schon gegessen habe. Als da wären Misosuppe mit Seetang, Tofu, Auberginen in rohem Ei, Wasabi in rohem Ei..., vieles in rohem Ei...Saumagen, panierte Hühnerknorpel, Oktopus in Knoblauchmarinade, pikant panierte kleine Krebse samt Schale, roher Fisch sowieso und über allem schwebt der schreckliche Geschmack von Nattô. Schleimige Konsistenz, ein Geschmack nach vergammeltem Etwas und das ganze Essen die Japaner fast täglich. Ich denke das Bild zeigt alles.

Nattō (jap. 納豆) ist ein traditionelles, sehr nahrhaftes japanisches Lebensmittel aus vergorenenSojabohnen.

Ich liebe das japanische Essen dennoch und bin mit für kein Abenteuer zu schade. Selbst Nattô hab ich schon probiert was nach der gängigen Meinung aller Westler nicht ganz schadenfrei ist. Darüber hinaus bekommt man oft wirklich leckere Kost und ich bin dankbar für unsere Kantine in Uninähe die japanische Gerichte zu guten Preisen anbietet. Was die Sojabohnen angeht halte ich es jedoch für die reinste Verschwendung sie für Nattô draufgehen zu lassen. Denn was ein bei keinem Izakaya Besuch fehlen darf sind Edamame. Noch grüne, junge Sojabohnen in Salzwasser kurz gekocht, gekühlt mit Bier serviert, ein Traum. So eine Art Knabbergemüse. Nun Soja ist einer der Hauptnahrungslieferanten für die Japaner (Tofu in allen Variationen, Nattô, Sojasosse), der grösstenteils in Japan selbst angebaut werden kann. Vielleicht wegen dieser existenziellen Bedeutung durften wir eine Tofufabrik besichtigen. Toll, vor allem die riesen Edamame in der Eingangslobby hat mich überzeugt.

Ich glaub ich weiss nun warum ich übers Essen schreibe. Hab leichten Hunger ;) Vielleicht auch weil Essen in Japan sowieso groß geschrieben wird...etwa so: D 'Hey ich war in Hakone' J 'Und war es lecker?' Oishikatta ist in diesem Fall ein Indikator dafür das es einem wo auch immer gefallen hat. Egal was passiert, war das Essen (oder abstrakter) der Aufenthalt lecker, war alles gut. Das Land ist in dieser Hinsicht ganz nach meinem Geschmack. Alles was mit Essen zu tun hat ist doch auch erstmal von grundauf gut. Kochen, das essen selbst usw. und daher sollte man keine essensbezogenen Handlungen rechtfertigen müssen. Ausser das Unterlassen vielleicht. Oder das wiederholte verschieben von Aufrufen nun doch endlich was zu kochen, weshalb ich hier schliessen möchte und allen, wie soll es auch anders sein einen guten Appetit wünsche.

Sonntag, November 05, 2006

Auf Achse!

Puuuh was eine Woche. Ich will ja nicht übertreiben aber da war schon was los hier in Tokio und ich hatte ja schon angedeutet das so einiges passieren sollte. Hier also die Rückblende.
Das Treffen mit Natalia Navarro konnte Donnerstags angesichts ihrer langen Anreise und einem Jobinterview nicht stattfinden. Zu müde, zu erschöpft um sich mit mir auf den deutschen Stammtisch zu wagen. Nun dann bin ich halt alleine hin was nicht ganz so tragisch war da ich die Leute dort nun auch etwas besser kenne und es ganz lustig werden kann. Das Treffen war dann Freitagsabends. Doch zuvor war ja noch was. Ja, das Campusfest.
Scheinbar intuitiv habe ich das Frühstück an diesem japanischen Kulturfeiertag ausfallen lassen. Ohne es zu bereuen, denn auf dem Campusfest wurde bestens für das leibliche Wohl gesorgt. Jede Menge Stände, von den Studis betrieben (!), mit allen möglichen Leckereien zu guten Preisen. Mein Instinkt hat mich noch nie alleine gelassen! Bin mit einigen Leuten aus der Uni hingegangen. Die staunten nicht schlecht als ich von der halben Fussballmannschaft begrüsst wurde und zu ihrem Grillstand gedrängt wurde (siehe Foto). Nun ja, was soll ich machen. Ich kenn´ vielleicht drei Namen, die alle aber meinen, aber so ist das halt wenn man berühmt ist. Der Grillstand war dann auch die erste Station, und hier konnte ich so gerade mein Frühstück ersetzen. Weiter gings mit gebratenen Nudeln, über pikante Pfannkuchen hinzu Waffeln. Vorzüglich. Das alles in schöner Atmosphäre mit reizender Begleitung...



Fussballer und Platzrandmiezen, Grillstand der Bambino Fussballmannschaft


meine Begleitung auf dem Campusfest

Freitagabends dann das erwartete Treffen mit Natis Navarro in Shibuya. Wurde leider etwas spät bis wir dann mal loskonnten. Sind dann gemeinsam in ein Izakaya gegangen und haben uns bei gutem Essen und ein paar Bier nett unterhalten. Es ist schon erstaunlich. Was vor Jahren in Bogotá, Kolumbien begann, über Übach und Aachen führte findet auf der anderen Seite der Welt seine Fortsetzung. Die Vernetzung der Welt kann bildhafter nicht sein. Und um diesem Umstand gerecht zu werden darf dann auch vor der wohl lebhaftesten Kreuzung der Welt gepost werden. Natis wird wohl sicher auch nächstes Jahr wieder hier sein, und wenn bei mir alles glatt läuft wird es nicht das letzte mal gewesen sein dass wir uns hier treffen.



Samstag. Leider hatte ich mir ne leichte Erkältung eingefangen. Diesbezüglich...was ich an diesem Tag an Vernunft hab walten lassen hab ich in der Nacht wieder von mir geschleudert. Anstatt es mir mit Gelomyrtol, Tee und nem guten Buch zu hause gutgehen zu lassen konnte ich der Anziehungskraft der Stadt nicht wiederstehen und bin nochmal losgezogen. Nachdem ich den Tag über leicht angeschlagen brav im Bett verbracht habe versteht sich ;)
Es ging in Izakaya Nummer drei und vier an diesem Wochenende. Mein persönlicher Rekord den ich in der verbleibenden Zeit wohl nicht mehr brechen werde. Ach so Izakaya, was ist das...hmmm. Ich zitiere Wikipedia:

Die japanische Kneipe oder Izakaya (jap. 居酒屋, da, wo es Alkohol gibtist der populärste Gastronomiebetrieb in Japan. Wie in einer deutschen Kneipe ist der Hauptgrund, hierher zu kommen der Konsum alkoholischer Getränke.

Im Unterschied dazu aber haben japanische Kneipen immer einen Koch und bieten eine Auswahl von Speisen oder sogar eine umfangreiche Speisekarte, da Japaner üblicherweise immer auch zumindest eine Kleinigkeit (sogenannte Tsumami) essen, wenn sie Alkohol trinken. Oft gibt es so eine Kleinigkeit als Service, gewöhnlich vorweg, nachdem man sich an einen Tisch gesetzt hat. In den manchen japanischen Kneipen wird es sogar ungern gesehen, wenn Gäste nur trinken bzw. gibt es einen Mindestverzehr für Speisen.

Na bevor ich mich schlagen lasse. Dann esse ich eben was. Hab mich dann mit den erstaunlich netten und freundlichen Franzosen ;) getroffen und bin gemeinsam mit denen und Mika aus der Konversationsklasse losgezogen. Wohin wohl wenn nicht in ein Izakaya. Wie immer ging vor Zwölf die Hektik los den letzten Zug zu erwischen. Dies hat nicht bei allen geklappt und so hab ich meine bescheidene Unterkunft als nächtliche Bleibe angeboten. Selbstverständlich nicht den Franzosen. Die sind brav nach hause gefahren. In Shimotakaido angekommen, trafen wir uns noch mit den anderen, noch unterwegs befindlichen Studis. Und so verbrachten wir dann in Izakaya Nummer vier und einer Runde Karaoke die Zeit bis dann im Morgengrauen die Züge ihre Arbeit aufnahmen. Dieses Foto ist dann vor dem Bahnhof entstanden. Ich denke man sieht es den meisten von uns an.



(v.l.n.r.) Hannah, Mikael, zwei Japaner, Amy, Victor, Mika

Mittwoch, November 01, 2006

asahi, ausflüge und allerhand zu tun

War die letzte Woche laut und ereignisarm, so ist diese jetzt schon so voll dass ich mich beeilen muss um noch was Geschriebenes hinzu klatschen, damit mein Blog nicht unter Vereinsamung leiden muss. Viel Zeit bleibt nicht mehr diese Woche und so folgt nun eine kleine Vorschau, hmmm bzw. Rückschau, denn wie es sich für ereignisreiche Wochen gehört ist schon viel geschehen bevor man überhaupt Montag sagen kann. Und so lege ich mal los, an diesem Mittwochabend!

Gestern war ein weiterer Ausflug mit der Uni. Es ging erneut raus aus Tokio, aufs Land. Nicht jedoch um uns die schöne Natur zu Gemüte führen zu können. Nein, es war eine Reise in die wunderbare Welt der Maschinen. Ja, das war das Ziel dieses Ausflugs, den wir Goshi- sensei, einem unserer geliebten Senseis zu verdanken haben. Kein Japanischlehrer sondern der Lehrer der uns allwöchentlich zwischen 13h und 14.30h in 'Japanese Management' unterrichtet. Die Veranstaltung fällt in die Phase in der es am schwersten fällt wach zu bleiben. Vor allem mit einem guten Mittagessen im Bauch. Dennoch bin ich einer der wenigen die wach bleiben.
Goshi schwelgt gern in alten Zeiten. Als Japan aus den Trümmern des Weltkriegs die topmoderne Industrienation geworden ist die es jetzt ist. Sein persönlicher Beitrag wird dabei gern erwähnt. Den Typen muss man zwar als pensionierten, sexistischen und vor allem kapitalistischen alten Sack bezeichnen aber was er zu erzählen hat ist schonmal ganz interessant. Bei aller Objektivität. Darüber hinaus hat er uns diesen wundervollen Ausflug zu Fujifilm und in die Asahi- Brauerei! ermöglicht. Und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Nein, man lässt ihn schaffen wie es beliebt. Ganz nach Goshi´s Menschensicht. (Vielleicht kommt er hier zu schlecht weg, aber die Metapher muss bleiben). Und so war das Bier gut, und frisch- gezapft ein besonderer Genuss. Asahi Bier eben. Beide Firmen betonen strikt und mit allem Nachdruck ihre besondere ökologische und soziale Verantwortung. Dies gehe sogar soweit, dass die Uniformen unserer Reizenden Asahi- Führung zu hundert Prozent aus Reststoffen der Produktion bestehen sollen. Hmmm, fragt mich nicht wie das klappen kann. Das Bier eine soziale Komponente in sich trägt brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen. Auch nicht das es gut schmeckt. Nach der Besichtigung gab es noch eine 20min Verköstigung in der ich es auf stolze drei Bier geschafft habe. Wir hatten ja eine lange Heimreise in der ich mich auf das abendliche Lernen für den heutigen Vokabeltest vorbereiten konnte...zzz..zzz...


Prost ihr Schweden!



Der schönste Platz ist an der Theke, ne?

Heute abend stand dann Kino auf dem Plan. Es ging gemeinsam mit Susanne und Hannah in den Film 'No Direction Home'. Eine Martin Scorsese Dokumentation über Bob Dylan´s Werk. Sehr sehenswert, meines Erachtens und den Titel kann ich als stellvertretend für meine Bemühungen lesen, meinen Aufenthalt hier zu verlängern. Nicht die einzige Parallele. Bob Dylan ist ja schliesslich auch ganz schön cool, oder ;) Morgen treffe ich Natalia Navarro und einige Deutsche beim KORA Stammtisch. Deutsche, Japaner und eine Kolumbianerin in einem Izakaya. Das kann ja heiter werden. Dazu ist Freitag national holiday...ich habe eine Verabredung für das hiesige Campusfest und und und...es ist ja schliesslich Wochenende.