So jetzt ist es wieder so weit. Habe mal wieder ein ruhigeres Wochenende und daher Zeit zu bloggen. Freitagnacht ist sowieso die beste Zeit, kreativphase wenn man dass so nennen will. Aber auch nur wenn ich wie jetzt es noch in die letzte Bahn geschafft habe, was manchmal nicht der Fall ist. Durchaus willentlich. Habe eigentlich die ganze Woche schon an einem Post gearbeitet. Ja, so wichtig ist mir das was ich hier zum Besten geben möchte. Zunächst lass ich aber einfach mal laufen und berichte von heut abend und seh dann mal wo ich ankomme.


Mit alle Mann im Matsu-ya, japanische Schnellkost vom Feinsten. Gyûdon, Curry, Natto was das Herz begehrt.
Dies sind die 'Neuen' wenn ich sie noch so nennen will. Haben heute einen dieser 'hey lass uns doch mal alle gemeinsam was unternehmen abende' gehabt. Einen 'unterhalten wir uns doch mal prächtig Abend', 'lass uns alle zusammen bowlen gehen abend'. Also ab nach Suidobashi, Tokio Dome City. Ein Vergnügungskomplex inklusive Luxushotel, Gamecenter, Freizeitpark (siehe 29.10.06) und zahlreichen Familiy- Restaurants. Da 'machen' Japaner Freizeit. Auf der Bowlingbahn war dann auch ein Betriebsausflug mit Preisen für die besten Bowler. Hurrah die ganze 'Kaisha' ist da. Wahrscheinlich lassen hier die 'Kohai' (jüngere, neue in der Firma, sonstwie niedriger gestellte) den oder die überlegenen 'Sempai' auch absichtlich gewinnen um die Atmosphäre nicht zu beeinträchtigen was als überaus wichtig betrachtet wird. Beim Karaoke vor allem soll das so vorkommen. Das solche die besser und talentierter sind diese Talente nicht nutzen und sich absichtlich schlechter darstellen um dem Chef oder sonstwie Höhergestellten nicht 'auf den Schlips zu treten'. Alles andere würde diesen nur herausfordern, was um der guten Atmosphäre willen nicht passieren darf. In Japan in aller regel auch nicht passiert, weshalb alles seinen gewohnten Gang nimmt. Und so machen sich alle schön was vor, spielen ihre Rolle und warten heimlich darauf dass die Nachfolger sie selbst in gleicher Weise begünstigen. So funktioniert's, komisch nur das dieses System der Aufrechterhaltung der Atmosphäre als produktiv betrachtet wird, wo doch absichtlich Leistungszurückhaltung betrieben wird. Na ja, all dies ist auch alles andere als erwiesen, schon mal gar nicht von mir, erst recht nicht an diesem Abend. Wer mag kann sich dazu die einschlägige Literatur zu Gemüte führen (Nakane, C./ Abegglen J.C. ) und staunen wie es Japan angesichts solcher Paradoxe zu dem machen konnte was es heute ist. Wer weiss ob gut oder schlecht.
Nachdem die Firmenmenschen abgedampft, die Lobeshymnen gesungen waren und die Schlechtesten die Preise abgesahnt hatten, konnten wir dann auch auf ne Bahn. Bowling ist doch ne schöne Sache und so war ich schon das ein oder andere mal auf dem Parkett. Gut bin ich allerdings immer noch nicht aber das ist alles eine Frage des Trainings. Morgen hab ich wieder Zeit dazu, dann gehts mit nochmal bowlen. Diesmal Nachmittags. Weiss auch nicht wer auf diese Idee gekommen ist aber mir solls recht sein. Viele Freunde und Bekannte hier sind in Kyoto oder auf sonstigen Ausflügen, da Montag Nationalfeiertag ist. Mich hats nicht rausgetrieben und so muss ich wohl oder übel hier bleiben und kann bowlen, lernen, blogschreiben, spülen, einkaufen, mir eine Karte für blocparty! holen usw. Nun an alle hiermit auch offziell, bis 31. März verweile ich in Japan und bin froh und glücklich damit. Ich freue mich auf Deutschland und dass mehr mir jeder Mail, jedem Telefonat, jeder Einladung, jedem Bundesligaspieltag sowie denen in der Kreisliga/ Bezirksliga, jedem Fluchen aufs Wetter, die Uni, auf Deutschland allgemein, aufs Mensaessen, die Langeweile. Deutschland ist aus meiner Perspektive toll, vielleicht werde ich auch das vermissen wenn ich wieder mitten drin bin. Lasst es Euch von hier aus gesagt sein. Nach drei Tagen werde ich diese Begehrlichkeit wahrscheinlich wieder vergessen haben. Dann tausche ich das japanische Lächeln gegen ein tiefes, eingefrästes deutsch- pampiges Gesicht und träume von Suhsi, Izakayas und japanischer Freundlichkeit. Bis dato weiss ich was ich zu tun hab.